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Wittig: Paul Heyse und der von ihm ironisirte Spiritismus. 40Ö
Ehre der Mutter und Tochter, wird aber von seiner
Jugendfreundin bruskirt und verlässt das Haus. —
Das ist, wir können es durchaus nicht leugnen, Alles
sehr hübsch erzählt, wie auch der Schluss der Geschichte,
in der Dr. Philipp und die schöne Gundula trotz der eifersüchtigen
Geister des Weinreisenden Heinrich Müller und
seines roheren Coilegen Johann Gruber und ihrer beiderseitigen
Intriguen infolge eines Brandes des Hauses „Zum
ungläubigen Thomas'', aus dem Philipp seine heimlich Geliebte
rettet, dennoch ein glücklich liebend Ehepaar werden. Der
Brand war in der Pförtnerzelle des alten Wenzel Kospoth
ausgebrochen, der jedenfalls über der grossen böhmischen
Bibel bei seiner Lampe eingenickt war und sie umgestossen
hatte. „Die Menschen aber, die im Halbkreis vor dem
verschlossenen Eingangsthor standen, das die Flammen
bereits umzüngelten, wiesen auf das feurige Schauspiel mit
stumpfem Gleichmuth oder gar mit hämischem Grinsen.
Einzelne Hohnreden wurden laut: — es sei Zeit gewesen,
dass den alten Hexenmeister endlich der Satan beim Kragen
gepackt habe; er werde vielleicht Gold haben machen
v\ollen, und aus dem Tiegel sei eine Höllenflamme aufgeschlagen
, die ihm den Schopf versengt habe; es könne
keinem Christenmenschen zugemuthet werden, einen solchen
Brand zu löschen und dem Strafgericht des Himmels
Einhalt zu thun. — Sobald Philipp das Haus erreicht hatte
und die Lage überschaute, rief er den Umstehenden zu, sie
sollten Aexte holen und das Thor einbrechen, um die zu *
retten, dio in den Hofzimmern wohnten Kein Fuss rührte
sich, nur ein paar freche Mäuler Hessen sich vernehmen, es
werde kein Schade sein, wenn das Hexenpack verbrenne, es
habe längst den Scheiterhaufen verdient, — was mit einem
allgemeinen Gelächter aufgenommen wurde. Mit knirschendem
Ingrimm hörte es der Jüngling und spähte umher nach
irgend einem Werkzeuge, das Thor zu sprengen", was endlich
durch ihn geschah, wodurch er der als Hexen verschrieenen
Mutter und Tochter den Ausweg öffnete.
Herr Heyse weiss offenbar nicht, dass er mit dem
Brande des Hauses der Spukgasse — leider weiss er nichts
Näheres von dem wirklichen Spuk dieses Hauses zu berichten
— auch den Feuerbrand an seinen eigenen Unglauben mit
gelegt hat. Er selbst gehört ja unter die Leute, welche
die Hexen verbrennen wollten, denu er sucht den Spiritismus
des Tisch- oder Geisterklopfens lächerlich zu machen, ehe
er ihn näher kennen gelernt hat. Seine Frau Stadträthin
hatte doch wohl nicht so unrecht, zu behaupten: — „Ein
hölzerner Tisch aber — was hätte der für ein Interesse
Psychische Studien. August 1801. 27
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