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416 psychibche Studien. XXI. Jahrg. 8. Heft. (August 1894.)
Kurze Notizen.
a) Im Berliner Lmm^-Theater hatte der Schwank: —
„Der ungläubige Thomas" — von Laufs und Jacoby,
eine ausgelassene Satire auf den Spiritismus, einen lebhaften
Lacherfolg. — Den wirklichen Spiritismus dürfte das so
wenig berühren wie den Mond, wenn ihn ein satirischer
Frosch anquakt. Sollte übrigens dieses Stück, das wir
nicht kennen, nicht vielleicht auf Heyse\ gleichnamiger
Novelle basiren, über die wir demnächst in den „Psych.
Stud." eine ausführlichere Erörterung zu bringen gedenken?
(Vgl. „Psych. Stud." Juni-Heft 1894 S. 326.) Auch in Leipzig
ist der obige Sehwank in drei Akten am 25. März er, gegeben
worden, den der Theaterkritiker Rudolf v. Gottschall
selbst einen ziemlich albernen Ulk nennt, in dem die Hypnose
und Suggestion, welche Paul Lindau und Wilhelm Benzen
als Motiv für ernste Schauspielverwicklungen benutzten, von
Laufs uod Jacoby zu diesem neuen „tollen Einfall" verwendet
wurden. Es ist eine Signatur unserer Decadence- und fin
de sieele-Zeit, alles Erhabene und Ernste ins Lächerliche
herabzuziehen.
b) In einer Lebensbeschreibung des Weltumseglers
(1772—1775) und Naturforschers Georg Forster's (geboren
27. November 1754 bei Danzig, gest. in Paris Ii. Januar
1794) von einem Anonymus der „Grenzboten" Nr. 7 vom
15. Februar 1894 S. 357 ff. lesen wir, dass er „die Berufung
als Professor der Naturgeschichte an das Carolinum in
Kassel erhalten hatte, während er für seinen Vater (einen
protestantischen literarischen Pastor Johann Reinhold Forster)
durch eine persönliche Besprechung mit dem preussischen
Cultusminister von Zedlitz eine entsprechende Stelle an der
Universität Halle erlangte. Die Kasseler Zeit (1779 bis
1784) wurde für ihn besonders nach zwei Richtungen hin
wichtig: — durch den innigen Ereundschaftsbund, den er
hier mit dem ihm schon in London bekannt gewordenen,
als Mensch und Gelehrter gleich ausgezeichneten Anatomen
Sömmering schloss, und durch die Beziehungen, in die er
mit diesem zusammen zu dem mystischen Geheimbunde
der Rosenkreuzer trat. — Es ist bezeichnend für jene
Zeit, dass so klar blickende Männer wie die beiden Freunde
längere Zeit mit Begeisterung an den alehymistischen
Spielereien [?] des Ordens theilnahmen, dass sie einen Verkehr
mit den Todten und dadurch die Erkenntniss
überirdischer Dinge für möglich hielten und überhaupt in
einen Zustand religiöser Exaltation geriethen. Aber von
Pauer konnte dieser Wahn nicht sein; zuerst und am ent-
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