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420 Psychische Studien. XXI. Jahrg. 8. Heft. (August 1894.)
abgeleitete Wissenschaften gar nicht geben, — und doch
sind das gerade für die menschliche Wohlfahrt, nicht bloss
die materielle, die allerwichtigsten. Auch daraus, dass die
heutige Pädagogik (Erziehungslehre) Manches als falsch
verwirft, was ehedem als richtig gelehrt wurde, darf nicht
gefolgert werden, dass sie keine Wissenschaft sei; in keiner
Wissenschaft ist Alles, was gelehrt wird, auch für alle
Zeiten wahr, in allen Wis&enschaften ist vielmehr vieles
blos provisorisch wahr, nur so lange, bis Einer kommt, der
mit überlegenem Geiste die Irrthümer und Unvollkommen-
heiten in Dem, was bisher als wahr anerkannt wurde, nachgewiesen
und den Götzen von seinem Throne gestürzt hat.
(Doch darf ein Solcher auch nicht das Kind mit dem Bade
ausschütten wollen, wie es z. B. seiner Zeit Herr Professor
Wundt mit Prof. Zöllner^ exacten Beobachtungen au Slade
gemacht hat. — Referent.) Aber das muss allerdings von
jeder Wissenschaft gefordert werden, dass die Methode ihrer
Forschung wissenschaftlich sei; Ahes, was sie lehrt, muss
wenigstens mit den besten, augenblicklich erreichbaren
Gründen gestützt werden, und sie muss unablässig bestrebt
sein, die Irrthümer, denen der menschliche Geist bei Erforschung
der Wahrheit nun einmal unterworfen ist, nach
und nach immer mehr auszuscheiden; ferner muss jedes
einzelne Element des Wissens, das sie vertritt, begrifflich
durchgebildet und das Ganze systematisch angeordnet sein."
— Ob nun diese schöaen Grundsätze wohl auch auf die
Wissenschaft des exactsn Mediumismus und Spiritismus von
Seiten der Würdentreter der Universitäten eine entsprechende
Anwendung finden werden, da doch der exacte Mediumismus
sicher ein höchster Zweig, wenn nicht gar schon eine tiefste
Grundwurzel der Physiologie und Psychologie war und noch
ist?! — Den übrigen Inhalt des Artikels empfehlen wir
unseren Lesern schon deshalb zur allgemeineren Beachtung,
weil er die noch bestehenden klaffenden Lücken im ganzen
Unterrichtswesen der sonst so hoch gerühmten Wissenschaft
der Neuzeit aufweist.
Ein Gesicht. — Aus den Jugend-Erlebnissen
eines schon gleisen Arztes Dr. B. — berichtet ein Gorre-
spondent C. E. Ries in „Schorer's Familienblatt" Nr. 44, 1893,
S. 700—701, die sonderbare Vision eines Lokomotivführers
P. an der Waschen Ostbahn, der seit fünfzehn Jahren die
Strecke von B. bis Z. und zurück fuhr und seit l1/« Jahren
jedes Mal kurz vor B., vor dem Einfahren in den Bahnhof,
ein dort zur Zeit nicht existirendes kleines Haus, dicht am
Geleise, das kein Bahnwärterhäuschen, sondern eine kleine
Hütte war, erblickte, — und sah, wie aus dem Hause ein
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