http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1894/0456
444 Psychische Studien. XXI. Jahrg. 9. Heft. (September 1894.)
daher kam, weil die Hälfte des Vorhanges von der mir
gegenüber gelegenen Seite sie bedeckte. Sie (das Medium)
seufzte oft tief während dieses Phänomens, was Herrn
Seiling Veranlassung gab, zu sagen, dass sie sehr litte.
Plötzlich (6) sagte sie: — „Nun bin ich ohne Beine —
kommt und fühlt nach." — Mir scheint es, ich war der
Zweite, der sich zum Befühlen ihr näherte. Sie erfasste
meine beiden Hände mit den ihrigen, legte sie auf einander
und drückte sie einige Male gegen den Sitz des Stuhles
und frug, was ich fühle. — „Bios einen Rock auf dem Sitz,"
— antwortete ich. Darnach stiess sie mich zurück, ohne
mir die geringste Untersuchung zu gestatten, und ein Anderer
trat an meine Stelle. Nach einer kleinen Weile sah ich
das Medium sich langsam bewegen, obwohl ich nicht mit
Sicherheit behaupten kann, dass sie sich erhob; ich bemerkte
aber, dass sie die Hände um ihre Taille bewegte,
als ob sie etwas an ihrem Kleide ordnete. Darnach sagte
sie: — „Nun habe ich meine Beine wieder bekommen!" —
und damit war die Seance beendet*
Während des Dematerialisations-Zustandes des Mediums
war keine Materialisations- oder sonstige spiritistische Erscheinung
Torgekommen.
Somit war diese Söance zu Ende, die leider meinen
grossen Erwartungen so wenig entsprochen hatte.
Ivar Schoultz.
Nachdem ich das Zeugniss des Herrn Schoultz erhalten
hatte, welches mir in Widerspruch mit den einmüthigen
Zeugnissen der übrigen Zeugen zu sein schien, sandte ich
es an Herrn Seiling, Herrn Hertzberg und an Fräulein Hjett,
wie an Fräulein Tavaststjerna mit der Bitte, mir ihre Bemerkungen
darüber mitzutheilen, und Folgendes sandten
sie mir zu: —
IIa. Gegenzengniss des Herrn Seiling.
(Das Original ist deutsch geschrieben.)
Helsingfors, den 22. April 1894.
Hochverehrter Herr Staatsrath!
Mir scheint der Werth eines Berichtes, der so spät
(über vier Monate) nach der Sitzung abgegeben wird, nicht
sehr gross zu sein. Z. B. berichtet Herr Schoultz über das
Verschwinden des Wasserglases u. s. w<, ein Vorfall, der
sich bei einer früheren Sitzung ereignet hatte. Ferner lässt
er Frau dJE. der Gesellschaft mittheilen, dass sie keine
Beine mehr habe. Dies ist entschieden unwahr; ich habe
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1894/0456