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Handrich: Ktiekblicke auf den psychischen Congress in Chicago. 457
diejenige der materiellen Sphäre auf natürlichen Gesetzen
beruht. Es giebt nichts Uebernatürliches, und in einem
Wunder erkennen wir nichts anderes als die Offenbarung
einer Kraft, für die uns eine hinlängliche Erklärungsform
mangelt.
Frank Poodmore, M. A., dessen — „Experimental-
Telepathie" — enthält eine Reihe mit ebenso viel
Sachkenntniss als Gründlichkeit angestellter Experimente
hinsichtlich der auf Wörter, Farben, Figuren und Gegenstände
bezüglichen Gedankenübertragung. Die Anleitung
des Verfassers mit Bezugnahme auf die den Experimenten
zu Grunde liegenden Bedingungen behufs Erlangung günstiger
Resultate, sowie die Hypothesen hinsichtlich der Phänomene
selbst können hier nur angedeutet, nicht aber besprochen
werden. Die Quintessenz der Theorien liesse sich ungefähr
in die Worte kleiden: — Die beobachteten Phänomene sind
möglicherweise auf Molekular-Bewegungen zurückzuführen,
die vermöge des Aethers vom Gehirne des experimentirenden
Agenten auf dasjenige des Recipienten überführt werden,
oder aber auf die Existenz einer uns gänzlich unbekannten
Energie. Trotz der sorgfältigen Prüfung der Versuche und
erzielten Resultate ist mit Hinsicht auf Erkenntniss der Art
und Weise, wie und auf welche Art die projectirten Gedanken
sich auf das Empfindungsvermögen übertragen und
durch dieses zum Bewusstsein des Recipienten gelangen, fast
nichts erreicht worden.
„Hallucinationen auf Grund telepathischer
Einwirkung" von Prof. H. Eleanor Mildred Sidgrvick,
— bietet den Beweis der mühevollen Arbeit einer statistischen
Uebersicht der vom Congress für Experimentalpsychologie
angestrebten und von den psychischen Forschungsgesellschaften
ausgeführten Experimente, und wie viele derselben
als überzeugend, wie viele als theilweis, oder als gänzlich
unbrauchbar betrachtet wurden. Unter den als gelungen
bezeichneten Versuchen sind besonders diejenigen hervorzuheben
, auf Grund deren es den Experimentatoren gelang, auf
meilenweite Distanz sogenannte „ Doppelgängerphantome"
zu projiciren.
Dr. Alexander Wilder über „Psychische Vorkommnisse
und deren Theorien als Grundlage der
Religionen in Griechenland und Rom." — Der Verfasser
weist darauf hin, dass dem Bau der Tempel als
Grundlage die Begräbniszstätten der alten Indier dienten.
Ferner, wie sich allmählich aus dem den Ahnen geweihten
Herdfeuer die Verehrung der Dämonen, der Genien und
späteren Nationalgottheiten bildete. Wie aus den sich auf
Psychische Stadien. September 1894. 30
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