Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
21. Jahrgang.1894
Seite: 464
(PDF, 169 MB)
Bibliographische Information
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464 Psychische Studien. XXI. Jahrg. 9. Heft. (September 1894.)

vermochte er einige Jahre den Bevollmächtigten der
Regierung zu trotzen.

Da wurden endlich einige seiner Leute bestochen, dass
sie ihn aus der Festung locken möchten. Er selbst war
* unklug genug, sich von den Verräthern überreden zu lassen,
einen Spaziergang auf der Insel zu wagen.

Er bestieg ein Boot, — doch wie?! War nicht die
Insel, die er einst in dem magischen Spiegel gesehen, die
jetzt im frischen Grün ihrer belebten Alleen ihm mit jedem
Ruderschlage näher rückende? AU schöpfte Verdacht und
wollte zurück, allein seine Leute hörten nicht auf ihn; sie
trieben das Boot eiligen Laufes der Stätte des Verhängnisses
zu. Auf der Insel erkannte Ali das Bild wieder, welches
ihm sein Vorgesicht gezeigt hatte. Die Lustwandelnden
standen still, um ihn anzustaunen, eine Schaar Bewaffneter
umringte ihn, und vor ihm erschien Ismayl Bey zu Pferde
mit seinem Todesurtheil in der Hand. Der „Löwe von
Janina4" greift nach seiner Pistole, feuert sie ab, und
tödtlich verwundet sinkt sein Verwandter vom Sattel; ein
zweiter Schuss tödtet einen Zweiten, wieder einer einen
Dritten; endlich von der Uebermacht überwältigt und entwaffnet
, wird er auf ein Zeichen erschossen. Sein abgeschnittenes
Haupt wurde, wie befohlen, dem Sultan
überbracht, welcher es nicht ohne Rührung ansehen konnte.
So erfüllte sich an Ali Pascha von Janina, was das unabwendbare
Schicksal ihm beschieden hatte.

Was Ali im Spiegel einst gesehen hatte, war ein
Wahrtraum im halbwachen Zustande, aus welchem er, sich
abwendend, zu erwachen gewünscht hatte.*) Das Anstarren
des Spiegels hatte ihn in jene träumerische Bewusstlosigkeit
versetzt, welche unsere Seele zu befähigen pflegt, sich von
den Banden ihrer vergänglichen Subjectivität zu befreien,
um über die Schranken von Raum und Zeit hinweg sich
in die Anschauung dessen zu vertiefen, was in jener göttlich
zusammengehaltenen Einheit, die wir Universum nennen,
lebt und webt, die selbst unbegrenzt ist, weil sie das ewige
Sein ist, und die keine Vergangenheit und keine Zukunft,
sondern nur eine ewige Allgegenwart kennt

*) VergL „Psychische Studien" Juni-Heft 1889 S. 290 den „Sehspiegel
" aus dem linken Schulterblatte eines geschlachteten Schafes,
cfr. Juni-Hett 1890 S. 250 über die „scapula" auf Corsika, Februar
1894 S. 86 ff. S. 88 ff. — üeber den „Zauberspiegel" s. November-
Heft 1890 S. 525, Januar-Heft 1891 S. 35 ff., über „Krystallsehen" a.
August-Heft 1886 S. 339 ff., „Erdspiegel" Mai-Heft 1887 S. 231 ff. —

Der Sekr. der Red.


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