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v. Lougowskoy: Warnungsträunie des Metropoliten Philaret. 477
eines solchen Popen Platz." — „Da sagtest, die Heerführer
liebten Dich; standest Du nicht bei Kutüsow-Smolensfcy ?" —
„Ich stand nicht bei ihm; aber der einflussreiche Fürst
liebte mich. Als ihn auf deutscher Erde bei der Stadt
Bunzlau plötzlich eine schwere Krankheit befiel, da nahm
ich Unwürdiger seine letzte Beichte entgegen und spendete
ihm die heiligen Sakramente und stand ihm bei auf dem
Wege zum ewigen Leben."*) —
„Das also ist dieser tapfere Pop Iwan", — dachte
Philaret, indem er die hohe, kräftige Figur des jetzt reuig
vor ihm gebeugten Erzpriesters sah. „Sein Leben war reich
an Kampf und Sturm, und er war zu seiner Zeit ein wahrer
Priester des Herrn und hat viel Gutes gewirkt. Das ist
kein gewöhnlicher Zufall der Verhältnisse. Ich werde nicht
richten über den tapferen Popen Iwan, werde milde und
nachsichtig sein und ihm verzeihen nach dem Worte meines
geistigen Vaters Piaton.66 — Nachdem Philaret an ihn einige
ermahnende Worte gerichtet hatte, segnete und entliess er
ihn. — „Geh, und sündige nicht wieder," — sagte der
Metropolit zu ihm. Und der Erzpriester Iwan vollzog wie
früher die heiligen Handlungen; aber in seine Fehler verfiel
er nicht mehr. —
*) Vergl. hierzu das „Psych. Stud." Juni-Heft 1892 S. 285 ff. über
ihn in dem Artikel: — „Der nächlicbe Leuchter und der wilde Jäger" —
bereits Mitgetheilte. — Ktitüsow, Michael Laurionorvitsch Golenüschew,
Fürst Smolenskoj, 1745 geb., besiegte Davoust und Ney am 18. November
1812 bei Smolemk auf ihiem Rückzüge von Moskau/folgte den fliehenden
Franzosen bis Kaiisch, von wo aus er in einer Proklamation (v.
25. März 1813) ganz Europa gegen Napoleon L unter die Waffen rief,
und starb auf der Reise zum Kaiser Alexander, der mit seinen Verbündeten
dem aufe Neue heranrückenden Napoleon bis Lützen entgegengerückt
war, zu Bunzlau am 28. (16.) April 1813. In Petersburg steht
vor der Kasans-Kathedrale sein Denkmai neben dem Barclay de Tolly'%.
Als Napoleon am 25. Mai 1813 sein Hoflager in Bunzlau aufschlug,
erinnerte er sich während seines Aufenthaltes daselbst an den Tod
Kutüsow's und bemerkte, dass man Demselben an dem Orte, wo er
gestorben, ein Denkmal setzen mtisste. Friedrich Wilhelm dem III.
blieb es vorbehalten. IV2 Jahre nach i(?s Tode wurde auf dem
Markte von Bunzlau ein 89 Fuss hoher und 600 Centner schwerer,
eiserner Obelisk mit der russischen und deutschen Inschrift errichtet:
— „Bis hierher führte Fürst Kutüsoff von Smoiensk die siegreich vorschreitenden
russischen Heerschaaren, als der Tod seinem ruhmvollen
Leben ein Ende machte. Er war der Befreier seines Vaterlandes. Er
war es, der d*n Weg bahnte zur Befreiung der Völker. Gesegnet sei
das Andenken des Helden!" — Am 27. Mai 1813 brach Napoleon von
hier nach Hainau, Liegnitz und Neumarkt zu auf, welche Orte mit
ihren geschichtlichen Erlebnissen in meinem oben erwähnten —-
„Nächtlichen Leuchter und Wilden Jäger", wie auch in der V. Fortsetzung
meiner „Paralielfalle" September-Heft 1893 S. 435 ff. näher
berührt sind. — Der Sekr. d. Red. Gr. €. Wittig.
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