Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
21. Jahrgang.1894
Seite: 491
(PDF, 169 MB)
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Dr. Ullrich: Einige „geheime" Lehren der indischen Weisen. 491

Beobachter, sie mitleidig belächelnd, entweder für Dummköpfe
oder Betrogene. Da wurde im günstigen Augenblicke
durch den „allmächtigen und allweisen Zufall" der Hypnotis-
mus entdeckt, dessen Phänomene man anfänglich ebenfalls
bespöttelte und verhöhnte. Doch die Thatsachen waren auf
rein naturwissenschaftlichem Wege, durch das Experiment
gefunden und festgestellt worden, — und so musste man
sich endlich zur Anerkennung derselben wohl oder übel
bequemen. Ungern und mit grösstem Widerstreben that
man dies; schien es doch, als ob dieser neue Wissenszweig
an den Grundfesten des Materialismus, auf dem sich unsere
heutigen Naturwissenschaften aufbauen, rütteln wolle. Denn
der Hypnotismus lehrt — gestützt auf eine stattliche Reihe
ganz neuer Thatsachen — nicht nur die Unabhängigkeit
des Geistes von dem Körper, sondern sogar seine Herrschaft
über denselben.

Was wir mühsam auf empirischem Wege, d. h. durch
Beobachtungen, Erfahrungen und Versuche heute endlich
wieder als neue Lehre errungen haben, das wissen die Inder
schon seit Jahrtausenden. Ja, sie behaupten, noch viel mehr
zu wissen und zu können; doch haben sie dieses ihr Wissen
— wie sie versichern — durch die entgegengesetzte Methode,
nämlich durch Intuition, d. h. durch unmittelbare geistige
Anschauung und Erkenntniss gefunden, und zwar in einem
durch Autohypnose herbeigeführten Zustande der Ekstase.
Ihre vorgeblichen Kenninisse sind nun derartig, dass sie
uns Europäern ganz unbegreiflich und geradezu lächerlich
erscheinen. Die Inder kennen nicht nur die Hypnose, die
Suggestion, den Somnambulismus, sondern lehren und
betreiben in ihren Pagoden und Klöstern als „Geheimwissenschaften
" auch den thierischen Magnetismus, das
Hellsehen, die Telepathie (Fernwirkung), die weisse und
schwarze Magie, den Spiritismus, ferner Phrenologie,
Physiognomie, Chiromantie, Astrologie und allerhand
derartige gruselige Künste. Wie gross der Schwindel,
Betrug und Aberglaube dabei ist, lässt sich leicht ermessen.
Unsere gegenwärtige abendländische Wissenschaft blickt
stolz auf alle diese Hirngespinnste hernieder und betrachtet
sie als Phantastereien und Narrenspossen. Dass aber die
„Weisen" Indiens denen doch die grössten Männer des
Alterthums, wie z. B. auch Alexander der Grosse, gern ihre
bewundernde Verehrung zollten, gar so „reine Thoren"
gewesen sein sollten, lässt sich wieder nicht wohl annehmen.
Ehe wir sie gänzlich verdammen, fordert es die Gerechtigkeit
, wenigstens nachzuforschen, ob etwa doch etwas

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