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Tod durch, oder nur in Hypnose?
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auf Schloss Tuzser im Csabolczer Comitat zugetragen, das
Eigenthum des Grundbesitzers Theodor v. Salamon ist. Dort
trat der Hypnotiseur Neukomm auf. Er benutzte unter
anderen Personen auch die Tochter des Schlossherrn,
Ella v. Salamon, als Medium» Unter dem Einflüsse seiner
Suggestion sollte das Fräulein eine Lungenleidende darstellen
. Im Verlaufe der Vorstellung stiess plötzlich das
Medium einen Schrei aus und stürzte als Leiche zu
Boden. Das Entsetzen der Gesellschaft war unbeschreiblich.
(„Leip. Tagebl.", Abend-Ausg. Nr. 482 v. 20. September er.
S. 6810 2. Spalte.) — Auch das „Leipz. Tagebl." 1. Beil.
Nr. 485 v. 22. September er. S. 6840, 3. und 4. Spalte,
bringt folgenden, den Vorfall näher erläuternden Bericht: —
Tod in der Hypnose. — Von dem ehemaligen
Chef-Arzt der Wiener freiwilligen Rettungsgesellschaft,
Herrn Dr. v. Vragassy, welcher bekanntlich Zeuge des vielbesprochenen
Vorfalles im Schlosse Tuzser war, liegt uns
heute folgende Erklärung vor: — „Herr Neukomm hat
Fräulein Ella v. Salamon nicht, wie die Blätter berichteten,
eine Krankheit suggerirt. Er hat mit vorheriger Erlaubniss
der Familie und JEinverständniss der zu Hypnotisirenden
im hypnotischen Schlafe Auskunft haben wollen über das
Wesen der Krankheit seines in Werschetz lebenden Bruders,
über dessen Leiden die Aerzte nicht im Klaren waren. Die
Hypnotisirte sagte nun höchst bemerkenswerthe Dinge über
den Lungenbefund aus. Sie hielt, gleich einem auf voller
Höhe seiner Aufgabe stehenden klinischen Professor, einen
Vortrag über Topographie, Pathologie, Diagnose und Prognose
der Krankheit in allen Einzelheiten. Die Todesursache möchte
ich als eine acut zu Stande gekommene Anämie des Hirns,
Synkope, mit Uebergang in Herzstillstand, bezeichnen. Der
Obductionsbefund: — Hochgradige Anämie (Blutleere), mit
consecutiver Unterernährung der Hirnmasse, Zeichen seröser
Durchfeuchtung, keine abnorme Beschaffenheit im anatomi*
sehen Aufbau und keine Tuberculose des Gehirns. Die
Obduction — blos des Gehirns — wurde in meiner und
Dr. Jozstfs, des Comitats-Physikus, Gegenwart von einem
Assistenten des pathologischen Instituts in Budapest vorgenommen
. Die Hypnose hat in Gegenwart der Eltern und
Verwandten der Verstorbenen, etwa fünfzehn Personen,
stattgefunden." — In Uebereinstimmung hiermit stehen die
Mittheilungen, welche Dr. v. Vragassy einem Mitarbeiter
des „Budapesti Hirlap" über den kritischen Abend gegeben
hat, und welche im Wesentlichen lauten: — Fräulein
Ella v. Salamon Hess sich sehr gerne hypnotisiren, weil sie
sich nach jedem hypnotischen Schlaf bedeutend besser
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