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552 Psychische Studien. XXI. Jahrg. 11. Heft. (November 1894.)
Machtstellung der „Society for Psychical Research" kennt,
wird begreifen, dass die x\ctien des Mediumismus, vulgo
Spiritismus, in der nächsten Zukunft bedeutend steigen
werden. Aber schon die Thatsache allein, dass wieder
acht Gelehrte von europäischem Ruf die Wirklichkeit eines
verpönten Erscheinungsgebietes einmüthig zugestanden haben,
muss das Entrüstungsgeschrei der Antimediumisten merklich
schwächen.*) Ich glaube nämlich, es wird unter diesen Umständen
unseren ehrenwerthen Gegnern mit der Zeit immer
schwieriger werden, die Anhänger der neuen Wissenschaft
in herkömmlicher Weise zu Eseln und Narren zu stempeln,
denn die Einsichtsvolleren unter ihnen dürften bald merken,
dass sie selbst vielmehr diese „epitheta ornantia" verdienen
kennten, wenn sie noch weiter mit einer wahrlich staunens-
werthen Hartnäckigkeit den unbarmherzig brutalen That-
gaehen ihre apriorischen Vorurtheile, d. h. Sünden gegen
den heiligen Geist der Logik, entgegensetzen würden. Mit
dem Kopfe gegen die AVand zu rennen, ist doch wohl
ungesund? — „Sero sapiunt Phryges, dummodo sapiant!"**)
*) bo hat neuer diu gs der durch seine Schriften über Hypnotisraus
bekannte Dr. Albert Moll in Berlin im „Berliner Börsen-Courier"
Nr. 506 vom 29. Oktober 1894 unter der Ueberschrift: — „Biex und
dort!" — eine abfallige Besprechung des soeben in 2. Aufl. fertig erscheinenden
Aksakow'ächen Werkes: —„Animismus und Spiritismus
" (Leipzig, Usw. Mutze;—1. Bd. geliefert, welche fast in allen ihren
Behauptungen schlagend zu widerlegen wäre, wenn wir uns hier noch
damit befassen wollten. Denn alle seine Einwendungen dagegen sind
längst von den verschiedensten Seiten her entkräftet. Ein „Grundfehler
von Jksakottfs Buch" soll es sein, dass es zu sehr eine spezielle
Theone, nämlich die Eduard v. Harimann% bekämpfe. Hat denn aber
Herr Dr. Moll den Titel des Werkes nicht genauer gelesen?, Auf ihm
steht doch: — „Als Entgegnung auf Dr. Md. v Hartmann's Werk:
'Der Spiritismus"4! — Und zum Schluss meint Herr Dr. Moll: —
„So anerkennenswerth dies (seil, die viele Jahrzehnte lange Erforschung
der spiritistischen Phänomene durch den Verfasser) vom menschlichen
btandpunkte aus sein mag, so wird doch keiner ohne schärfere
Beweise, als sie das vorliegende Buch enthalt, von der Realität des
Spiritismus tiberzeugt werden." — Aber Herr Or. Moll ist noch gar
nicht einmal von der Realität mediumistischer Thatsachen überhaupt
überzeugt, wie aus seinen Zweifeln an der transscendentaien Photographie
und an den m< diumistischen Abdrücken von materialisirten
Händen und Füssen heivoigeht, wie will er da vom Spiritismus
und von noch schlaft reu Beweisen für denselben sprechen? Wir bitten
ihn doch um gefallige Angabe, in welcher Art diese Beweise schärfer
sein sollten, als sie Dr. v. üartmann vom wissenschaftlichen und philosophischen
Standpunkt aus gefordert und gerade in diesem Werke
Aksako7v\ geliefeit erhalten hat. Wie muss ein Geibt des Herrn Dr.
Moll aussehen? — Der Sekr. d. Red.
**) D. h. „Spat kommen die Phrygier zur Einsicht, wofern sie nur
zur Einsicht kommen!" —
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