Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
21. Jahrgang.1894
Seite: 571
(PDF, 169 MB)
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Goldschmidt: Eine spirit. Dichtung des Ponten Iwan Nikitin. 571

Sarkophage unter allgemeiner Begleitung der Vertreter fast
aller Höfe Europas und selbst Asiens und Amerikas feierlichst
geschlossen hat, dies Poem eines Dichters seines im
Auslande noch vielfach in seinem innersten Wesen unbekannten
Reiches, gleichsam als unsern Trauerkranz, folgen
lassen, das uns vielleicht einen der tiefsten Einblicke in das
wahre russische Volksgemüth und Volksleben verstattet.
Der Dichter Nikitin wurde am 21. September (3. October)
1824 zu Woronesch in Russland geboren; sein Vater
stammte aus einer Popenfamilie und lebte mit seiner
Ehefrau in grosser, leider wohl meist selbstverschuldeter
Herabgekommenheit, während der Sohn das Seminar i. J.
1841 besuchte, aber in Folge nicht genügender Unterstützung
von Hause den ärztlichen Beruf, dem er zustrebte,
nicht erreichen konnte, für die Eltern zuerst in einem
kleinen Verkaufsladen thätig sein musste und von den
Bauern als „verdorbener Gelehrter" verspottet wurde, so
dass er fast an sich selbst verzweifelte, besonders als ihm
seine Mutter starb. Doch brachte er bald einen kleinen
verkommenen Einkehrhof für Fuhrleute, den sein Vater
noch besass, wieder in die Höhe, erwarb zuletzt, wie bisher
fleissig dichtend und studirend, einen kleinen Buchhandel
an seinem Geburtsorte und starb daselbst, erst 37 Jahre
alt, am 16./28. October 1881. Die Gesammtausgabe seiner
Werke erschien zu Moskau i. J. 1859 u. 1878 mit Portrait
. Die Dichtung „Kuläk" („Der Dorf Wucherer", 1858)
soll seine namhafteste sein. Er sang, auf der Gussly
spielend, seine Lieder selbst vor, und der Eindruck derselben
soll auf die Hörer so mächtig gewesen sein, wie die
Wirkung einer überirdischen Gewalt. Hören wir sein
folgendes Lied, das gewiss, wenn auch in noch so formvollendeter
Uebersetzung, den schlichten Zauber des russischen
Originals doch immer nur nahezu erreichen dürfte.

Der Sekr. der Red.

Die Frau des Fuhrmanns.

Deutsch von Wilhelm Goldschmidt in St. Petersburg-

Brennender Prost — er knistert
In der Dunkelheit;
Mit seinen Siib^flocken
Hat er die Fenster bestrent.

Von dem russigen Kienspan
Züngelt die Flamme und leckt,
Hält die Wand bei dem Ofen
Zitternd mit Glänze bedeckt.

Still ist's in der Hütte,
Ist so schwer und schwül,
In dem Schornstein mit Heulen
Treiben die Winde ihr Spiel.

Neben dem Ofen, im kurzen
Abgetragnen Gewand
Lehnt ein lockiger Knabe
Drusselnd an der Wand.

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