Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
21. Jahrgang.1894
Seite: 576
(PDF, 169 MB)
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576 Psychische Studien. XXI. Jahrg. 12. Heft. (Dezember 1894.)

Unverschämtheit ist, mich aus meinem geistigen Leben zu
reissen, um mich über die falschen Ansichten Ihrer Welt
zu unterhalten. Man interessirt sich hier unten sehr für
mich, doch bin ich über den unvergänglichen Ruhm meiner
Werke durchaus nicht erstaunt. Diesem Jahrhundert hat
mein Schatten im Vorüberziehen schon einmal genügt, einen
König zu vernichten und einen Kaiser einzusetzen; heute
besitzt derselbe Schatten noch Kraft genug, um den Cultus
des Heroismus wiederherzustellen und ihn in die unter der
sozialen Tyrannei leidenden Herzen der Franzosen zu legen,
in denen noch etwas von der Liebe für hohe patriotische
Tugenden und für intellectuelle Vorzüge wohnt. Ich
habe mich also um Frankreich wohl verdient gemacht,
indem noch bis in die letzten Jahre dieses Jahrhunderts
Licht und Wärme von mir ausgehen. Offenbar fühle ich
heute wieder, nach so lang' ertragenem Schimpf und Schande,
nach so erniedrigenden Schmähungen meines Namens durch
die Laster meiner Nachkommen, eine tugendhafte Bewegung
Platz greifen, und zwar zu einer Zeit, wo die Devise: —
<Ni Dieu, nimaitreF — [„Weder Gott, noch Herr!"]— als
lauter Aufschrei durch die Bevölkerung tönt. Aber wenn
einige Werke meinen Genius preisen und mich rühmen,
wie Viele giebt es dagegen, die alle meine Schwächen, meine
Fehltritte zornentbrannt bis ins Kleinste brandmarken
und in jeder meiner Handlungen die eines Menschen und
nicht die Hand Gottes erblicken! Ja, ich bin betrübt, mich
um so geringfügiger Thaten meines Lebens willen discutirt
zu sehen. Da wird alles in so gefälliger Weise geschildert,
von dem alltäglichen Leben, den Familienzwisten an, bis
zu den Kümmernissen und Sorgen meines Herzens. — Wie
dem auch sei! ich habe gelitten und geliebt, und wie meine
Mitmenschen habe auch ich schlechte Zeiten durchlebt;
aber was liegt daran! bin ich doch gerade dadurch grösser
geworden, als sie alle, und habe ich doch unsere elende
Natur mit einem überaus mächtigen Ansehen bekleidet,
damit es göttlich erschiene vor den Völkern und der
Geschichte.

„Das ist Ihr grösster sozialer Fehler, keine höhere
Macht dulden zu wollen: — nicht so sehr die jener bisweilen
sehr brutalen Macht des Gddes, — als vielmehr die jener
befruchtenderen Macht des Talentes, des Ansehens und der
geistigen Befähigung. Mit der Herrschaft einzelner Männer,
zwar aus den hervorragendsten erwählt, um ihre Zeitgenossen
zu führen, haben Sie doch nur die Herrschaft des grossen
Haufens zusammengewürfelter Individuen durch denselben


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