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580 Psychische Studien. XXI. Jabrg. 12. Urft. (Dezember 1894.)
Erst aber I. H. v. Fichte^: — „Psychologie",,, Anthropologie"
und seine beiden kleineren Schriften: — „Die Idee der
Persönlichkeit und der individuellen Portdauer" — und
— „Der neuere Spiritualismus;, sein Werth und seine
Täuschungen" — führten mich, so recht zum Studium des
Uebersinnlichen hin, das ich nun schon seit neunzehn Jahren
eifrig betreibe. Die einschlägige Litteratur von Andrew
Jackson Davis ab, bis Aksakotv, Hellenbach, du Prel, habe ich
durchgearbeitet und keine Kosten gescheut, mir eine reichhaltige
Bibliothek anzulegen. Ich suchte den älteren
Mesmerismus und Lebensmagnetismus aus Mesmer, Wolfart
und Kluge, den modernen Hypnotismus aus Preyer, Moll,
Bernheim, Beaunis und Forel kennen zu lernen. Um mir
reichhaltiges Thatsachenmaterial zu schaffen und den
culturhistorischen Zusammenhang nicht zu verlieren, habe
ich nach /. ferner, J. v. Görre's und /. Ennemoser die
gediegenen Sammelwerke Schindler9^, Perty's, Kreyher's durch-
studirt. Leider war es mir bisher nicht möglich, in der
Praxis irgend Etwas zu beobachten, was meine theoretisch
schon längst feststehende Meinung bestätigt hätte. So
nach und nach hatte ich mir einen kleinen Kreis von
Gesinnungsgenossen und Genossinnen erworben, denen ich
die Experimente von R. Hare und W. Crookes (von Ihnen
übersetzt) vorwies und sie mit Prof. Zöllner^ Versuchen
und Heilenbach'$ klaren Experimenten bekannt machte. In
Ermangelung von Selbsterlebtem konnte ich nur Abbildungen
zeigen, und zwar diejenigen, welche in Herrn
Staatsrath Aksakow'%: — „Animismus und Spiritismus" —
und m G. Manetho's: — „Aus übersinnlicher Sphäre" —
enthalten sind. Die mir Anfangs noch zweifelnd gegenüberstanden
, wurden durch die Leetüre von Z. B. Heilenbach^:
— „Vorurtheile" II, III und C. du Pre!98 bei Reclam
erschienenen kleineren Schriften immer mehr bekehrt. Nach
dem gemeinschaftlichen Studium du Prel's: — „Monistische
Seelenlehre" — und 2 Bände — „Studien" — aber, und
nachdem ich die Protokolle über die Mailänder Sitzungen
mit Eusapia Paladino („Psych. Stud." Januar-Heft 1893)
vorgewiesen hatte, da schwanden, wie vor der Sonne die
letzten Nebel, auch die letzten Zweifel: — Alle glaubten,
— wollten wenigstens überzeugt sein.
Die meisten meiner Bekannten legten sich nun selbst eine
spiritualistische Bibliothek an, und zwei davon abonnirten
auf Ihre werthe Monatsschrift. — Mein Glaube — auch
ohne gesehen zu haben — war unerschütterlich; nicht so
der der Anderen. Einer unseres kleinen, harmonischen
Kreises, ein Nervenarzt, der notabene den Hypnotismus
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