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Wedel: f-Graf Schade und der Spiritismus. 595
occultistischen Anschauungen huldigte, dürfte selbst wenigen
unter den Wenigen seiner Verehrer bekannt sein. Meines
Wissens hat er sich nur an einer Stelle in seinen Werken
klar darüber ausgesprochen. Sie findet sich in „Pandora"
und zwar in dem Abschnitte: — „Tagebuch aus dem
Odenwalde" S. 71. — Glaubt man nicht Zanoni oder Mejnour
bei Bulwer reden zu hören, wenn er sagt: — „Schon das
Auge der Mücke, der Ameise, ist so organisirt, dass sie
den Menschen offenbar gar nicht sehen; sie setzen sich
wohl auf seine Hand, oder kriechen an ihn heran, unterscheiden
ihn jedoch nicht von anderen Gegenständen.
Immerhin sind wir für diese kleinen Thiere und ihre
Wahrnehmung noch vorhanden, da wir ihren Flug hemmen
können, und so weiter. Bei den kleinen Infusorien hört
aber auch dies auf; ihre Kleinheit und unsere Grösse
macht, dass wir für ihre Wahrnehmung gar nicht existiren,
ebenso wenig wie sie für die unsrige. Die Welt des
Raumes, die sie birgt, entschwindet durch ihre Kleinheit
unseren Sinnen, wie die, in welcher wir leben, durch ihre
Grösse für $ie unfassbar ist. Mögen wir Uentnerlasten auf
sie wälzen, dieselben berühren sie nicht, und ebenso vermögen
sie auf keine Weise sich uns bemerklich zu machen.
Schiessen wir Kanonen neben ihnen ab, kein Ton davon
dringt zu ihnen, ebensowenig findet ein Schall aus ihrer
Welt den Weg in die unsrige. Während die Fliege nur
gewisse Dinge, die in ihren engen Sehkreis fallen, sieht,
andere dagegen gar nicht, sind Augen und Sinne des
Tnfusoriums ganz in seinen engen Raum, der uns nicht
mehr als Raum erscheint, gebannt. Dort erblickt es
vielleicht erstaunliche, uns gänzlich verborgene Dinge; die
fernsten Regionen des Thautropfens aber schon, den es
bewohnt, geschweige die grösseren Formen der Schöpfung,
liegen ausser dem Kreise seiner Wahrnehmung. Erwägen
wir dies alles, so ist uns der Gedanke unabweisbar, dass
uns Gegenstände und Wesen umgeben, die wir
nicht bemerken, weil unsere Organe nicht dafür
eingerichtet sind, und die entweder durch ihre Beschaffenheit
, oder durch die räumlichen Verhältnisse, in denen sie
leben, unseren Sinnen entrückt sind. Dass aber der Raum
gerade so, wie die Zeit, durchaus relativ, dass er für die
Wesenheit der Dinge nichts bedeutend ist, haben wir
gesehen. Und wie relativ auch der Begriff der Körperlichkeit
ist, liegt auf der Hand. Es giebt feine Nebel, die nur
von Personen mit sehr starkem Sehvermögen erblickt
werden, für andere aber immer unsichtbar sind; nehmen
sie noch etwas an Dichtigkeit ab, so entschwinden sie auch
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