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604 Psychische Studien XXI. Jahrg. 12. Heft. (Dezember 1894.)
sich an Madame Raulöt und beschuldigte sie, die vorgefundenen
Dinge fabrizirt zu haben, indem sie erklärte,
dass sie ihr nicht gehörten; und Macdonald, ihr Geschäftsführer
, schüttelte seine Faust dicht vor dem Gesicht der
Dame und rief: — 'Sie sind die Urheberin von dem allen V
— Er hatte den Leuten das Geld herausgezahlt, die von
allen Seiten ihre Hände danach ausstreckten und ihn und
sie mit der Polizei bedrohten, und als er seinen letzten
Sous ausgegeben hatte, holte Mrs. Williams einen Geldbeutel
aus ihrem Koffer und zahlte den Sitzern weiter heraus, was
sie forderten, ohne scheinbar zu wissen, was s<e that. Ich
glaube, wenn ich ihr gesagt hätte, mir fünf Louisdor
herauszugeben, sie diese ohne Protest verabfolgt haben
würde. Der arme alte Professor, [der der Frau Generalin F.
vorher erzählt hatte, dass er durch Mrs. Williams bereits
Communikationen von seiner geliebten einzigen Tochter
erhalten habe, — Ref.] erhielt seine 80 Francs zurück. Er
war schrecklich empört und sagte dazwischen schluchzend:
— 'Es ist mir nicht um das Geld, — Sie könnten das
behalten; aber der grausame Missbrauch meiner heiligsten
Empfindungen, mit denen Sie gespielt haben, ist mehr, als
ich zu ertragen vermag. Ich, ein verlassener, alter Mann,
der Trost in seiner Niedergeschlagenheit suchte! Möge
Gott es Ihnen verzeihen!* — Hierauf schüttelten Alle die
Fäuste wider sie und bedrohten sie so wüthend, dass ich
befürchtete, sie möchten sie anfallen und ihr persönliche
Verletzungen zufügen, indem sie ihr zuschrieen: — ,Ja, wie
können Sie es wagen und sich zwischen uns und unsere
geheiligten Todten eindrängen? Sie Charlatanin! Sie
Vampyr!' — Allmählich verliessen die Sitzer das Haus,
während Mrs. Williams bedeutet wurde, dass auch sie es
binnen einer Stunde zu verlassen habe. Sie packte mit ihrem
Geschäftsführer eiligst ihre Sachen zusammen, und in
kürzester Frist schüttelten Beide den Staub dieser Wohnung
für immer von ihren Füssen. Da sie von der Polizei behelligt
zu werden befürchten musste, wenn sie länger in Frankreich
verbliebe, so neth ich ihr, direct nach der Station von
St. Lazare zu fahren, dort im Hotel zu übernachteu und
mit dem Morgenzuge nach London abzureisen, was auch
geschah. Ich sollte noch mittheilen, dass ein amerikanischer
Künstler zugegen war, der ebenfalls ihre Partei nahm und
sein starkes Erstaunen über diese Entlarvung ausdrückte,
indem er konstatirte, dass Mrs. Williams in New York einen
in jeder Beziehung achtbaien Ruf besässe, und dass, so viel
er wüsste, noch Niemand an ihren Kräften gezweifelt
hätte." — Auch der Herzog von Pomar erklärte dem
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