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Karze Notizen.
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allabendlich von einer grossen Anzahl Personen bewacht
wird, lassen sich die geheimnissvollen Geister durchaus nicht
stören und ist es noch nicht im Geringsten gelungen, den
Schleier dieses niederträchtigen Bubenstückes (?), welches
wohl auf einen ganz gemeinen Racbeact zurückzuführen ist,
zu lüften. Die Zahl der eingeworfenen Fensterseheiben wird
daher von Tag zu Tag grösser, und die Aufregung nimmt
mehr und mehr überhand. Die Mägde des betreffenden
Gutes haben sich durch den „Spuk" so ins Bockshorn jagen
lassen, dass sie nicht mehr zu bewegen sind, in dem fraglichen
Hause zu nächtigen, und, wie wir hören, in der
Nachbarschaft ihr Quartier aufgeschlagen haben. Es dürfte
wohl daher die höchste Zeit sein, diesem groben Unfug (?) mit
grösster Energie auf den Leib zu rücken. — („Deutsche
Wacht", Nr. 258 v. 15. Sept. 1894.) Wo steckt der Bube?
c) Königsberg in Ostpreussen. — Eine neue Auflage
des Eesauer Spuks scheint zu uns nach Ostpreussen
gekommen zu sein. Namentlich unter der niederen
lithauiseh-polnischen Bevölkerung ist bekanntlich der Aberglaube
an Geister- und Spukgeschichten noch recht stark.
Vor zwei Wochen starb nun in Rudwilliszken eine hoch-
betagte Frau, der abergläubische Menschen ausser manchen
anderen bösen Dingen — sie war stark „Spiritistm" —
auch die Kunst des ,,Zaubernsu nachsagten. Im Ort und
in der Umgebung ist jetzt das Gerücht verbreitet, dass die
Frau jede Nacht im Hause „spuke" und auf der Strasse
als Geist ihren vierdimensionalen Unfug treibe. Mehrere
Personen wollen sie um Mitternacht gesehen und gehört
haben, und eine Frau, der sie nahe gekommen sein soll, ist
sogar erkrankt und redet in Fieberphantasien von der alten
Zauberin. Ein im Spukhause wohnender Mann behauptet
steif und fest, — ganz ähnlich, wie es der berühmte Resauer
Spukknabe gethan, — in einer Nacht mit Holzstücken,
Kartoffeln und anderen Dingen bewoifen worden zu sein.
Als er jedoch Licht machte, stand und lag alles an der
gewohnten Stelle. In der folgenden Nacht war der Spuk
jedoch noch ärger. Der Mann zog aus, und nun steht das
Haus leer. Der auch an den Spuk glaubende Besitzer
desselben will es, um dem geisterhaften Treiben der alten
Spiritistin ein Ende zu machen, in den nächsten Tagen
abbrechen lassen. — („Deutsche Wacht", Nr. 311 vom
?. November 1894, S. Ö, Spalte 3.) Grabt die Hexe aus!
d) München, 9. November. — Auch seitdem das
Tischrücken nicht mehr Mode ist und die Hypnose in das
helle Licht der Wissenschaft gerückt wurde, giebt es sogar
in den bestunterrichteten Gesellschaftskreisen noch immer
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