Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
21. Jahrgang.1894
Seite: 617
(PDF, 169 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1894/0629
Kurze Notizen.

617

dieser ersten Sitzung fühlte sich meine Frau erheblich
gekräftigt, ihr Auge hatte einen lebhafteren Glanz bekommen.
Während der ganzen Zeit der Behandlung trank sie Thee
und machte Einreibungen, die dem Herrn Reichel von der
Somnambule als Heilmittel bezeichnet waren. Wie Herr
Reichel vorher gesagt, kamen die Schmerzen wieder und
steigerten sich sogar eine Zeit lang, dann Hessen sie nach;
wieder nahmen sie an Heftigkeit derart zu, dass meine Frau
jeden Glauben und alle Hoffnung verlor. Sie wollte lieber
das Bein verlieren, ja sterben, als länger leiden, und nur
mein Zureden bestimmte sie, weiter auszuharren. Herr
Reichel erklärte ihr, das Schlimmste sei überstanden, sie
befinde sich auf dem Wege der Besserung, wie die
Somnambule gesagt habe. Obwohl meine Frau trotz dessen
fast ohne Hoffnung war, änderte sich ihr Zustand bald von
Tag zu Tage zum Besseren.

Die Beulen und Knoten am Kopf und Bein verschwanden,
die Schmerzen hörten gänzlich auf, die Gefühllosigkeit war
nach zwölfjährigem Vorhandensein fort Endlich vermochte
sie zu schlafen, der Appetit wurde vorzüglich, die Kopfkolik
war schon im Beginn der Behandlung gewichen; an dem
Geburtstag unserer Tochter hatte meine Frau ihre Kräfte
und Lebenslust soweit wieder erlangt, dass sie im Familienkreise
so manches Tänzchen mit grösstem Vergnügen annehmen
konnte.

Wie wir Herrn Reichel danken sollen, weiss ich nicht.
Wer als Familienvater so oft an Krankenbetten von Frau
und Kindern Tag und Nacht gesessen hat, wird begreifen,
welch' Gut uns mit dieser Genesung zurückgegeben worden
ist. — Wir leben in einem sogenannten aufgeklärten Zeitalter
. Heut zu Tage sagt man: — „An solchen Unsinn
zu glauben, dazu sind wir zu aufgeklärt." — Aufklärung
heute heisst, Alles das verneinen, was wir mit unserem
menschlichen Verstände nicht zu fassen vermögen. Wir
winzigen Geschöpfe auf dem Sandkorn unter den Welten
sind doch geborene Egoisten! Der staubgeborene Mensch
dekretirt, und es giebt keine Ewigkeit, keine Kraft in der
allgewaltigen Natur, die er nicht mit seinem manchmal
noch recht fehlerhaften Gehirn zu erfassen vermocht hat.
Wenn Thatsachen nicht beweisen, dann können wir ruhig
behaupten, Sonne und Sterne seien auch nur Phantome. In
Zweifel kann m?n alles ziehen. Wir sehen die Anziehungskraft
auch nicht, und doch hält sie auf zwanzig Millionen
Meilen Sonne und Erde in festen Bahnen. Den thierischen
Magnetismus sehen wir ebenfalls nicht, aber der Kranke
fühlt ihn; wir sehen in der Heilung seine Wirkung. Möge

PaychUche Studien. Dezember 1894 . 40


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1894/0629