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Kurze Notizen.
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den Thatsachen, von welchen wir nur einige wenige, besonders
hervorragende angeführt haben, über den Ursprung der
Couvade folgenden Schluss* — „So viel scheint fest zu stehen,
dass die Verantwortung für das Gedeihen des
Kindes durch eine abergläubische Vorstellung
fast ganz auf den Vater übertragen und dieser
in ängstlicher Weise und mit grösster Zurückhaltung vor
eingebildeten Schädlichkeiten dem Kinde zu Liebe sich bei
seiner Lebensweise diätetisch zu verhalten genöthigt
wurde. . . . Der Aberglaube beruht zu einem
grossen Theil auf der Vorstellung, dass sich
durch Handlungen, resp. fehlerhafte und schädlich
wirkende, oder auch nur als schädlich geltende Acte
gewisse schlimme Einflüsse von einer Person
auf die andere übertragen [Suggestiv? — Der Refer.J;
wir glauben, in der Sitte des Männerkindbettes eine
Handlung zu finden, der eine solche Vorstellung von Ueber-
tragbarkeit zu Grunde liegt.*' (S. 47). — Soviel aus Dr. Plosf
Aufsatz. Schon das Wenige dürfte genügen, um unser Urtheil
über die Priorität der behandelten Idee sicher zu stellen.
Breslau, Ende Mai 1894. Richard Wolf.
I) Ueber den Glauben an Gott und Unsterblichkeit
hielt am Sonntag, den 2. Dezember Abends
8 Uhr, Herr Dr. Schaarschmidt aus Leipzig einen
Vortrag im Arbeiter-Verein zu Leipzig - Thonberg. War
es schon keine leichte Aufgabe, vor einem zahlreichen
Auditorium von lauter Sozialdemokraten hierüber zu
sprechen, so ist es um so anerkennenswerther, als Herr
Dr. Schaarschmidi bei der darauf folgenden Discussion seine
redegewandten Gegner, Atheisten vom reinsten Wasser, die
den Beweis vom Dasein Gottes erbracht haben wollten, in
tapferer und schlagfertiger Weise abfertigte und die
scharfen Angriffe abwehrte. Es hat sich hier wieder
bewiesen, dass unter den Arbeiterklassen jede Religion und
der Glaube an Gott ganz abhanden gekommen ist. In
diesen Kreisen ist es mit der Autorität der Kirche vorbei,
und die Diener derselben sind nicht mehr im Stande, das
Ansehen derselben zu heben; es kracht eben in allen Fugen.
— Möge es dem verpönten Spiritualismus beschieden
sein, hier hjlfend und vermittelnd einzugreifen, wie schon
Herr Dr. Schaarschmidt mit einigen Worten in anregender
Weise hervorhob, was er bisher fast in allen seinen Leipziger
Vorträgen (vgl. Septbr.-Heft 1894 S. 469 ff.) in nicht genug
anzuerkennender und muthiger Weise für eine bis jetzt
noch verfehmte Sache gethan hat. — C.
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