Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
22. Jahrgang.1895
Seite: 2
(PDF, 153 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1895/0010
2 Psychische Studien. XXII. Jahrg. I. Heft. (Januar 1895.)

Bericht der Frau Hofrath 0, A. Kolbasenko über
einen merkwürdigen Fall von Doppelgängerei.

Aus dem russischen Manuscript übersetzt
von Adolph Adel heim auf M----(Russland).

Es war Ende Mai des Jahres 1802. Mein Mann,
damals Unterarzt der Odessaer Quarantaine, meine Mutter
nebst drei jüngeren Brüdern und ich verbrachten die
Sommermonate auf der sogenannten „Quararitaine-Festung"
zu Odessa. Ich war noch nicht lange verheirathet und
befand mich im vierten Monate meiner ersten Schwangerschaft
. Zur Zeit des nachstehenden Ereignisses befand ich
mich vollkommen wohl. Ich muss bemerken, dass im Kreise
unserer Familie niemals von mystischen Gegenständen
gesprochen wurde, and dass weder theoretisch, noch praktisch
sich jemand von uns mit occulten Wissenschaften beschäftigte.

Gegen Abend des Dienstags oder Mittwochs vor
Pfingsten — mein Mann war ausgegangen, und meine
Mutter nebst den Geschwistern befanden sich in einem
anderen Theile der Wohnung, — lag ich, ohne jedoch zu
schlafen, auf dem Bette in meinem Zimmer. Es war noch
bell genug, um alle Gegenstände genau unterscheiden zu
können. Plötzlich fühlte ich mich — ich weiss selbst nicht
weshalb —» veranlasst, den Kopf nach der Richtung zum
Fenster zu wenden, vor welchem ein Tisch, ein Sopha und
zwei Lehnsessel standen. Auf einem dieser letzteren sah
ich nun ganz deutlich eine männliche Figur sitzen, den
einen Arm mit dem Ellbogen auf den Tisch gestützt; der
etwas vorgebeugte Kopf ruhte mit dem Kinn auf der Hand.
Die Gesichtszüge des Fremden waren deutlich zu unterscheiden
. Sein Blick war gerade aus auf mich gerichtet.
Vor allem war es dieser Blick, der mich wegen seines
Ausdruckes mehr betroffen machte, als die ganze Erscheinung
selbst. Niemals noch sah ich in einem menschlichen Auge
solch einen Ausdruck. Ein furchtbarer Schmerz, die Furcht
vor einer entsetzlichen Gefahr, zugleich eine stumme,
flehentliche Bitte um Rettung aus dieser Gefahr, — all dies
war in den grossen, duuklen Augen, die auf mich gerichtet
waren, zu lesen. . . .

Vom ersten Augenblick an war ich mir bewusst, dass
die ganze Erscheinung nur ein Phantom, dass der vor mir
Sitzende kein wirklicher Mensch von Fleisch und Blut sei.
Trotz ihrer Deutlichkeit schienen mir die Umrisse des
Körpers sozusagen „luftartig"; ich fühlte, es sei kein


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