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Wittig: Warum wenden sieb unsere Gegner gegen den Spiritismus? 13
denen „Das Magazin für Litteratur" Nr. 41 v. 13. Oktober
1894 (herausgegeben von Otto Neumann-Hof er in Berlin)
Spaltseite 1306, ähnlich, wie sie in unserer Kurzen Notiz
sub i): — „Die Pfarrwahl" — im vorigen December-Heft
1894 S. 619 ff. geschildert sind, Folgendes berichtet, womit
auch zugleich ihr ganz ähnliches Verhalten gegen den „Spiritismus
" treffend gekennzeichnet ist: —
„Kunst und Polizei. — Wir haben es immer
betont, dass die schlimmste und niederträchtigste Kunstpolizei
nicht von jenen wenig beneidenswerthen staatlichen
Organen ausgeübt wird, welche durch das Danaergeschenk
der diskretionären Vollmachten auf manchen Gebieten des
öffentlichen Lebens in ständiger Gefahr schweben, ihre
geistige Beschränktheit zu verrathen und sich dadurch zu
kompromittiren, sondern vom Philister. Der satte ßildungs-
philister hat sich denn jetzt wieder einmal weidlich ausgetobt,
als Gerhard Hauptmann'** i Weher1 [Ein drastisches Stück aus
dem durch grässliche Noth verursachten Weber-Aufstande
des schlesischen Eulengebirges aus dem Jahre 1845 — Ref.]
im Berliner Deutschen Theater, bei ihrem ersten öffentlichen
Auftreten auf einem öffentlichen Theater, ihren überwältigenden
Erfolg hatten. In einer Reihe angeblich
'liberaler' Blätter hat er seinen Geifer ausgespieen, weil ein
Dichter gethan, was von jeher des Dichters Recht war und
seine Pflicht, den menschlichen Jammer als Jammer und
nicht als überzuckerte Kleinkinderlection darzustellen.
[Aehnlich verfährt ja der antisemitische Bildungspöbel in
neuerer Zeit gegen den Dichter, weil geborenen und blos
getauften Juden Heinrich Heine und geht bi3 zur Denkmais-
versagung in seiner Geburtsstadt! — Ref.] Und da der
Philister nicht nur ein Kunstcretin, sondern auch eine feile
Seele zu sein pflegt, so hat er sich in Organen, die sonst
die Ethik des Jobberthums [Sittlichkeit des Wuchererstand
esj mit profitgeschwellter Brust vertreten, zum
Deuunzianten erniedrigt, der nach der Polizei und der
Intervention des Kaisers schreit. Wahrlich, gegen diese
Affen der modernen Civilisation gehalten, nimmt sich die
Aufführung der conservativen Organe in der Weber-Affaire,
die wenigstens nie ein Hehl aus ihrer E'eindschaft gegen
die freie Kunst gemacht haben, würdig und vornehm
aus." —
Den wahren Grund dieser Feindseligkeit verräth uns
jedoch Herr Karl Jentsch in Neisse, ehemaliger katholischer
Priester aus dem schlesischen Riesengebirge, welcher in
seiner Autobiographie und sonst in seinen nationalökonomischen
Schriften die verzweifelte Lage der armen
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