Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
22. Jahrgang.1895
Seite: 20
(PDF, 153 MB)
Bibliographische Information
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20 Psychische Studien. XXII. Jahrg. 1. Heft. (Januar 1895.)

die Darwinianer einbilden, dieses Vertrauen durch das
Entwicklungsgesetz, das sie gefunden zu haben meinen,
ersetzen zu können. König Kausalität kann uns Heutigen
so wenig helfen, wie König Umschwung dem Strepsiades.
Dass die nebelhafte und theilweise falsche Naturansicht der
Alten der klaren Einsicht in eine ziemlich lange Kette von
Wirkungen gewichen ist, mag sehr nützlich sein für die
Maschinenbauerei, für die Verkehrsanstalten, für die Färberei,
für die Landwirtschaft, mag auch den Erkenntnisstrieb in
höherem Grade befriedigen, als es die Phantasien und Vermuthungen
der Alten vermochten; aber unser Gemüth, den
Ort unseres Wesens, wo die Seligkeit oder Unseligkeit
empfunden wird, lassen alle Herrlichkeiten moderner
Naturerkenntniss leer. Es nutzt dem Arbeiter, der von
einer Maschine zermalmt wird, gar nicht», dass er den
Mechanismus dieser Maschine durch und durch kennt, und
ausserdem vielleicht noch weiss, wie viel Kilogrammeter
lebendige Kraft dazu gehören, ihm das Bein aus der Hüfte
und den Kopf vom Rumpfe zu reissen, oder die Röhrenknochen
seiner Oberschenkel zu zerbrechen. . . . Also der
feste Glaube an's Jenseits und die Einrichtungen der Kirche,
das sind die beiden Stützen, die das sittliche Leben vom
Christenthum empfangen hat. Den Inhalt des sittlichen
Gemüths konnte dieses nicht ändern, denn der gehört zur
Natur des Menschen und entwickelt sich bei allen höher
begabten Völkern gleichmässig, nur dass er ausserhalb des
Christentums leichter der Verderbniss ausgesetzt ist;
jedenfalls hat ihn ausserhalb des Christenthums und vor ihm
kein Volk in solcher Reinheit dargestellt, wie die Griechen.
Will man durchaus einen Unterschied im Inhalt nachweisen,
so könnte dieser höchstens in der dem Christenthum eigenen
Liebe zu den Seelen gefunden werden, die den
Glauben an die persönliche Fortdauer und an
die mögliche ewige Verdammniss voraussetzt. Es
muss zugestanden werden, dass diese Liebe, die sich nicht
von selbst entfaltet, sondern durch Reflexion geweckt und
durch religiöse Oebungen anerzogen, daher auch blos bei
Geistlichen und bei sehr frommen Personen des Laienstandes
gefunden wird, die uneigennützigste von allen Arten von
Liebe ist und die einzige von Sinnlichkeit ganz freie und
von Naturtrieben unabhängige, daher an sich höher steht,
als jeda andere, auch als die Mutterliebe. Leider aber ist
die Grenzscheide zwischen ihr und dem Fanatismus, in den
sie leicht umschlagt, so schmal, dass sie leicht gefährlicher
werden kann, als selbst die geschlechtliche Liebe. So entspricht
auch hier der Stärke des Lichtes die Finsterniss


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