Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
22. Jahrgang.1895
Seite: 37
(PDF, 153 MB)
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Wittig: Der Prozess Czynski in München. 37

sie jeden Augenblick vollständig klar geblieben; sie habe
es mit angesehen, wie das Medium eingeschläfert wurde,
doch habe sie die Augen geschlossen, und sei jedes Mal
die Sitzung dadurch geendet worden, dass Czynski sie geweckt
und angeblasen habe. Er habe sie gern in Schlaf versetzen
wollen, das sei aber nie gelungen, es sei nur zum Halbschlaf
gekommen. Einmal habe sie Migräne gehabt und durch
ihre Gesellschafterin absagen lassen. Czynski habe darauf
nur gesagt: — *Sie wird kommen.' — Und in der That sei sie
zur bestimmten Zeit wieder wohl gewesen, und habe kommen
können. Im Uebrigen sei die Kur von guten Folgen gewesen
, sie habe sich viel heiterer gefühlt als bisher. — Auf
Fragen der Sachverständigen erfolgt genauere Feststellung
der hypnotischen Vorgänge. Es seien vielleicht zehn bis
zwanzig Striche über das Gesicht ausgeführt worden. Die
Augen habe sie zu Anfang stets willkürlich geschlossen,
weil ihr das Ansehen unangenehm war, posthypnotische
Befehle seien nicht erfolgt. Czynski habe ihr nur zugeredet,
heiterer und zuversichtlicher zu sein. Später habe er sie
einmal in tieferen Schlaf versetzt, um sie von Kopfschmerzen
zu heilen. Sie habe übrigens auch manchmal einen eigen-
thümlichen Duft gespürt, dem Melissenduft ähnlich. In
Czynskts Zimmer schien manchmal dieser Duft aus der
Wand zu strömen. Auch habe sie einmal in der Nacht
einen starken Knall gehört, nacji dem sich jener Duft wieder
verbreitet habe. Einige Male habe er ihr gesagt, er würde
sie aus der Ferne in Schlaf versetzen; sie habe sich zu der
bestimmten Zeit auf einen bestimmten Sessel in ihrem
Salon gesetzt, und sei dann thatsächlich eingeschlafen.
Czynski habe so stark an sie gedacht, dass er diese Wirkung
bewirken konnte. — Auf Befragen des Vertheidigers erklärt
die Zeugin, ihr (rechter) Vater habe sie Jahre lang, bevor
sie Czynski kennen lernte, mit dem Hypnotismus und Spiritismus
durch Bücher und Gespräche bekannt gemacht.
Einmal habe ein Worterrathen stattgefunden, niemals habe
Czynski in der Hypnose ihr befohlen, alles zu vergessen,
oder sie mit Du angeredet. Die Zeugin bittet, sie, wenn
möglich, nicht in Anwesenheit des Angeklagten zu befragen.
Czynski habe im Oktober ihr seine Liebe erklärt, sie sei
zunächst erstaunt gewesen, weil sie ihn für verheirathet
gehalten. Ueber seine Vermögensverhältnisse habe er erst
später geredet; eigentlich habe sie ihn nicht geliebt, sie
habe aber geglaubt, nur durch die Heirath ihren Fehltritt
mit ihm vor Gott gut machen zu können; sie habe gehofft,
Czynski so lieben zu können, um ihn aus seinem schrecklichen,
elenden Leben zu erretten. Vorher habe sie ihn nicht ge-


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