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Wittig: Prof. Dr. Lodge's Beiicht über Eusapia Paladino. 51
betrügerisch erscheinen kann. Spätere Erfahrung bei
Sitzungen von einem weniger gleichförmig erfolgreichen
Character, wiewohl sie diese Conjectur nicht so weit
bewahrheitet hat, leitet mich, dieselbe durch die folgenden
Meinungen zu ergänzen: — 1) dass es möglich sein müsse,
durch hinreichende Vorsicht dergleichen Versuche, selbst
wenn sie angestellt werden, einzuschränken; und 2) dass,
wenn ihnen ungehöriger Spielraum verstattet würde, man
schlussfolgerichtig manche solche Versuche früher oder
später wieder erwarten dürfte. Denn es muss bemerkt werden,
dass das Medium im Trance in einem sonderbaren Zustande
sich befindet, einem Zustande, in dem es wirklich unredlich
wäre, sie so unkontrollirt zu lassen, als ob sie im vollen
Besitze ihrer normalen Fähigkeiten sich befände; obendrein
mag es höchst wahrscheinlich wahr sein, dass der Unterschied
zwischen einer normalen und anormalen Verrichtung
ein Unterschied ist, der mehr auf unsere gegenwärtige
Unwissenheit, als auf irgend ein Letztes in der Natur der
Dinge gegründet ist, so dass, wenn im Tranee-Zustande
jede der beiden Methoden, ein Resultat zu vollbringen, ihr
gleich thunlich erscheint, es einer Anstrengung bedarf, sich
zu erinnern, dass die eine von diesen Methoden die Zuschauer
mit Erstaunen erfüllen wird, während die andere
von ihnen als Betrug gebrandmarkt wird. Es ist jedoch
unwahrscheinlich, dass beide Methoden wirklich gleich leicht
seien, — die anormale Methode erfordert erklärlich eine
Anstrengung, — und es muss eine Versuchung vorliegen,
in Fällen von Schwierigkeit den leichteren Pfad zu beschreiten
, wenn dieser ohne Ueberwachung offen gelassen
wird.
„Man muss verstehen, dass Eusapia in ihrem gewöhnlichen
Zustande die Phänomene so wenig begreift wie irgend
Jemand und weniger wirkliche Erfahrung von ihnen hat
als andere Leute. Sie kann nur über sie wissen, was ihr
später erzählt werden mag, und ihre Meinung über sie ist
von keinem höheren Werth als ihre Nachahmung derselben.
„Alle Gefahr falscher Beschuldigung wird vermieden
werden, wenn die Sitzer nur die gemeinsame Absicht haben
werden, Eusapia nicht als eine für einen Beweis engagirte
wissenschaftliche Person zu behandeln, sondern als ein fein
fühlendes Apparatstück, mit dem sie selbst eine Untersuchung
anstellen. Sie ist ein Instrument, dessen Weise und Eigenheiten
erlernt und bis zu einem gewissen Umfange richtig
aufgefasst werden müssen, sowie man die Art und Weise
eines viel weniger zarten physikalischen Apparates, das von
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