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Dr. Bormann: Zur Richtigst, einer Kritik üb. Aksakow's Werk. 135
Vermehrung der Schwierigkeit." — Wenn Aksakorv das so
gemeint hätte, dass Betrug und Wahrheit auf dem von ihm
durchforschten Gebiete überhaupt nicht zu unterscheiden
seien, dann wäre es geradezu unsinnig, dass er mit den
schlagendsten Thatsachen, die ihm irgend auffindbar waren,
die Theorien des Herrn v. Hartmann widerlegen zu können
glaubte, dass er aktenmässige Zeugnisse über alles nach
Möglichkeit sammelte und Zahl und Ansehen der Zeugen
für jeden Fall mitsprechen lässt. An der Beweiskraft seiner
Zeugnisse hat Aksakorv sicher keinen Zweifel, und die Sache
verhält sich anders. Er spricht nämlich an jener Stelle von
der „öffentlichen Meinung4' und deren Standpunkt.
Da ist nun seine Ansicht, dass ein Experiment noch so
exact angestellt, ein Phänomen noch so überzeugend gewesen
sein kann, so werde die öffentliche Meinung, die solche
Vorgänge von vornherein als unmöglich ansieht, an der
Zuverlässigkeit der Berichte vielleicht desto mehr zweifeln,
je wunderbarer sie gerade bei den exactesten Proben erscheinen
, und Täuschung oder Betrug der Zeugen annehmen.
Von den Zeugen also, und nicht vom Truge der Medien,
den ja AJcsakow, wie er nicht verhehlt, auch genugsam
kennt, ist hier zunächst die Rede. Gegen den Betrug der
Medien kann man sich nach seiner Meinung allerdings
sicher stellen, und er selbst berichtet als Augenzeuge über
Vieles, wobei nach ihm jeder Betrug ausgeschlossen war.
Wenn die Dinge sich wirklich alle so verhalten, wie die
Zeugen sie berichten, dann würde für Keinen an der
Wahrheit jener Vorgänge ein Zweifel bestehen. Nur hat
die „öffentliche Meinung" eben gegen dieses „Wenn"
Zweifel und ist immer geneigt, zu vermuthen, dass „bewusster
oder unbewusster Betrug" vorliege, d. h. dass die Zeugen
entweder bewusst selbst lügen und trügen, oder dass sie
unwissentlich den Betrug verbreiten, indem sie sich selbst
täuschten. Darum sagt Aksakom, dass keine Bedingungen
und keine Vorsichtsmaassregeln zu überzeugen vermögen,
so lange die Meinung der Welt zweifeln will, ob diese
Bedingungen und Maassregeln wirklich so eingehalten seien,
wie die Berichte versichern. Und in dieser Beziehung spielt
die Glaubwürdigkeit der Zeugen, ihr Ansehen, ihre Redlichkeit
freilich hierbei eine Rolle, wie sie denn in der
ganzen Wissenschaft eine viel grössere Rolle spielen, als
man gemeinhin zugiebt. Wenn ein grosser Naturforscher
ein überraschendes exaetes Experiment berichtet, wird man
ihm gewisslich mehr Glauben schenken, als wenn ein
Unbekannter eben dasselbe veröffentlicht, namentlich wenn
es sich um Untersuchungen handelt, die nicht jedermann
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