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Aksakow: Hin epochemachendes Phänomen« 173
„Sicher sind es meine Lippen, welche geküsst werden.
Es ist mein Gesicht, das von Thränen benetzt ist, welche
diese guten Frauen so reichlich vergiessen. Doch wie kann
das sein? Es ist ein schreckliches Gefühl, dieses Haltverlieren
seiner eigenen Identität. Ich verlange, eine dieser
Hände, die so hilflos daliegen, auszustrecken und Jemanden
zu berühren, um genau festzustellen, ob ich noch ich selbst,
oder nur ein Traum bin, — ob „Anna" ich ist, und ob ich
gleichsam in ihre Identität verloren sei«
„Ich fühle der älteren Dame zitternde Arme, ihre
Küsse, ihre Thränen; die Segenswünsche und Liebkosungen
der Schwester, und ich befinde mich in einer Todesangst;
wie lange kann das währen? wie lange werden die Zwei
von uns da sein? Was wird es am Ende sein? Werde ich
Anna, oder wird Anna ich sein?
„Hierauf fühle ich zwei kleine Hände in meine nervenerstorbenen
schlüpfen, und das verleiht mir gleichsam einen
frischen Halt, und mit einem aufjauchzenden Gefühl finde
ich, dass ich noch ich selbst bin, und dass die kleine Joute,
die es überdrüssig ist, hinter den drei Gestalten verborgen
zu bleiben, sich einsam fühlt und Gesellschaft wünscht.
„Wie erfreut bin ich von einer Berührung, selbst von
der Hand eines Kindes! Meine Zweifel darüber, wo ich
bin, und wer ich bin, sind vorüber. Während ich also fühle,
verschwindet die weisse Gestalt der „Anna" ins Kabinet, und
die beiden Damen kehren zu ihren Sitzen zurück, aufgeregt
und thränen voll, aber erfüllt von Glückseligkeit." — (Vgl.
„The Medium« 1893, March 10, p. 146.)
(Fortsetzung folgt.)
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