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Kurze Notizen.
189
„Psych. Studien" August-Heft 1890 S. 389 Note und
April-Heft 1890 S» 158) zurückzuführen. — Im Lager von
Versailles war bekanntlich auch Home bei Kaiser
Wilhelm I. s. „Psych. Stud." December-Heft 1888 8. 566,
572 und Juli-Heft 1894 S. 369. Mit Günther besteht eine
gleichsam geistige Verknüpfung Bismarcks rückwärts durch
dessen Mutter, die als eine geborene Louise Wilhelmine
Meuchen aus jener alten Leipziger Bürger- und Gelehrten-
Familie entstammt, der auch Günther1^ Rector Magnificus
Prof. Dr. Johann Burchard Mencke angehörte, welcher sich
des Dichters ganz besonders annahm und ihn am Hofe zu
Dresden als künftigen Hofpoeten aufs wärmste empfahl.
Leider verunglückte Günthers in Mencke'% „Deutsch übender
Gesellschaft6 seit 1717 zu Leipzig so oft und wohl bewährte
Kunst dichterischer Improvisation in der Audienz vor dem
ihn psychisch und physisch lähmenden Könige Friedrich
August dem Starken nach dem 22. August 1719, welches
Fiasco jedoch Günthers Beziehungen zu Mencke nicht löste,
denn von Lauban aus schreibt ihm Günther im Jahre 1720
noch eine prächtige poetische Epistel — „voll von frei-
müthigen Selbstbekenntnissen, charakteristischen Lebenszügen
und biographischen Notizen über das Verhältniss zu seinem
Vater (s. 'Nachlese', 1742 S. 207 ff.)" — wie ich in meinem
Werke: — WUtig, ,.Neue Entdeckungen zur Biographie
Gunther^ (Striegau, August Ho/fmann, 1881) S. 206 ff. — mit
einem Nachrufe Mencke's über Günther des Näheren entwickelt
und S. 20 meiner „Jubiläumsschrift zum 200. Geburtstage
Günther'V (Striegau, 1895) wiederholt
angedeutet habe. Bismarck ist nicht ohne feines geistiges
Verständniss für dichterische Satire, wie sie zu seiner Zeit
in unserem Günther und im Arisiophanes unseres umsturzliebenden
und Umsturzgesetze schmiedenden Jahrhunderts
Heinrich Meine in dessen „Wintermärchen" und „Tannhäusei"
so drastisch zu Tage trat, in welchem letzteren eine
prophetische Stelle im Jahre 1856 lautet: —
„Zu Celle im Zuchthaus sah ich nur Hannoveraner — O Deutsche,
Üiis tehlt ein Nationalzuchtbaus und eine gemeinsame Peitsche!44 —
welche Stelle Bismarck im neuen deutschen .Reichstage 1871
citirte und damit den auf Ueine's Schriften und Dichtungen
bis dahin ruhenden Bann aufhob. Vielleicht hat der
Politiker Bismarck dabei zugleich an das Kapitel VI des
iteme'schen , Wintermärchens4' (1844) gedacht, in dem
diesem Dichter zu Oöln beständig eine unheimliche Gestalt
nachfolgte. Hören wir ihn darüber selbst: —
„!>ön Paganini begleitete stets ein Spiritus familiaris,
Manchmal als Hund, manchmal in Gestalt des seligen Georg Harris.
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