Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
22. Jahrgang.1895
Seite: 190
(PDF, 153 MB)
Bibliographische Information
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1895/0198
190 Psychische Studien. XXII. Jahrg. 4. Heft. (April 1895.)

JSamleon sah einen rothen Mann vor jedem wichtigen Ereigniss.*)
Sokrates hatte seinen Dämon, das war kein Hirnerzeugniss.
Ich selbst, wenn ich am Schreibtisch sass des Nachts, bab' ich gesehen
Zuweilen einen vermummten Gast unheimlich hinter mir stehen...
Unter dem Mantel hielt er etwas verborgen, das seltsam blinkte,
Wenn es zum Vorschein kam, und ein Beil, ein Richtbeil zu sein mir

dünkte.

Er schien von untersetzter Statur, die Augen wie zwei Sterne;

Er störte mich im Schreiben nie, blieb rubig stehn in der Ferne.
Seit Jahien hatte ich nicht gesehn den sonderbaren Gesellen,
Da fand ich ihn plötzlich wieder hier in der stillen Mondnacht zu Cöllen.

Ich schlenderte sinnend die Strassen entlang, da sah ich ihn hinter

mir gehen,

Als ob er mein Schatten wäre, und stand ich still, so blieb er stehen.
Blieb stehen, als wartete er auf was, und förderte ich die Schritte,
Dann folgte er wieder. So kamen wir bis auf des Domplatzes Mitte.

Es ward mir unleidlich, ich drehte mich um und sprach: — „Jetzt

steh mir Rede,

Was folgst Du mir auf Weg und Steg hier in der nächtlichen Oede?
Ich treffe Dich immer in der Stund', wo Weitgefühle spriessen
In meiner Brust und durch das Hirn die Geistesblitze schiessen.
Du siehst mich an so stier und fest, — 3teh Rede: was verhüllst Du
Hier unter dem Mantel, das heimlich blinkt? Was bist Du, und was

willst Du?" —

Doch Jener erwiderte trockenen Tons, sogar ein bischen phlegmatisch: —
„Ich bitte Dich, exorzire mich nicht, und werde nur nicht emphatisch!
Ich bin kein Gespenst der Vergangenheit, kein grabentstiegener

Strohwisch,

Und von Rhetorik bin ich kein Freund, bin auch nicht sehr

philosophisch.

Ich bin von praktischer Katur und immer schweigsam und ruhig.

Doch wisse: was Du ersonnen im Geist', das führ' ich aus, das thu' ich.
Und gehen auch Jahre drüber hin, ich raste nicht, bis ich verwandle
In Wirklichkeit, was Du gedacht; Du denkst, und ich, ich handle.

Du bist der Richter, der Büttel bin ich, und mit dem Gehorsam des

Knechtes

Vollstreck' ich das Urtheil, das Du gefällt, und sei es ein ungerechtes.

Dem Consul trug man ein Beil voran zu Rom in alten Tagen;

Auch Du hast Deinen Lictor, doch wird das Beil Dir nachgetragen.
Ich bin Dein Lictor, und ich geh' beständig mit dem blanken
Richtbeile hinter Dir, — ich bin die That von Deinen Gedanken." —

Wir haben ein Recht, gerade an dieses poetische
Kapitel zu erinnern, denn am 26. März er. hat Se. Majestät
der Deutsche Kaiser Wilhelm 1. bei der Ehren-Parade vor
Bismarck in Friedrichsruh unter Anderem folgenden, dieses
prophetische Kapitel voll bestätigenden Ausspruch gethan:
— ,,Im Anblick dieser Schaar [des Kürassier-Regiments
von Seydlitz, Magdeburgisches Nr. 7, dessen Chef Bismarck
ist,] komme ich nun, meine Gabe Ew. Durchlaucht zu überreichen
. Ich konnte kein besseres Geschenk finden, als das

*; Vergl. hierüber „Psych. Studien" März-Heft 1891 S. 140 ff.,
September-Heft 1893 S. 437 ff. -


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