http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1895/0214
206 Psychische Studien. XXII. Jahrg. 5. Heft. (Mai 1895.)
zuzugeben, dass er von dem Medium während eines möglichen
Augenblickes -von Unaufmerksamkeit herbeigebracht
worden sei, oder wenn seine ursprüngliche Lage nicht kurz
vorher beobachtet worden ist. Die wirkende Kraft, was
für eine es auch sei, ob das Medium oder irgend wer sonst,
versucht nicht, die Beobachter zu überraschen, sondern
giebt häufig Notiz, dass Etwas sich ereignen werde, und
deutet gelegentlich dessen Natur zuvor an, so dass kein
Mangel an Aufmerksamkeit das beweisende Zeugniss
während seines Vorganges schwächen kann. Es herrscht
olfenbar ein entschiedenes Verlangen, den Beweis so gut
als möglich zu gestalten. Zu gleicher Zeit wird gewöhnlich
eine gemischte Unterhaltung erbeten, bevor eine specielle
energische Anstrengung gemacht wird, besonders vor der
Entwickelung einer sichtbaren Erscheinung; und diese
Gewohnheit ist nicht ganz einwandsfrei, denn obgleich es
möglich ist, ein wenig zu plaudern und dabei doch scharf
aufzupassen, so würde doch eine schweigende Aufmerksamkeit
von einem Beobachter vorgezogen werden. Das Medium
scheint jedoch von vollkommenem Stillschweigen- bedrückt
und verhindert zu werden, während geistreiche Bemerkungen
und allgemeines Gespräch es zu fördern scheinen. Ich fand
es tür mich selbst nicht nöthig, mich in den ersten Tagen
meines Experimentirens an der Conversation zu letheiligen.
Die nächste Hypothese ist heimliches Ein verstau
clniss aufSeiten der Siezer. In manchen Cirkeln,
wo die Sitzer mit einander unbekannt und Verschworene
möglich sind, ist die Möglichkeit dieser Hypothese von
solcher "Wirkung, dass sie fast den Werth des Beweises
vernichtet; aber in unserem Falle, wo jeder Beobachter
ein intimer Freund wenigstens eines der Uebrigen war, und
wo alle vier Personen bei verantwortlichen Forschungen
betheiligt waren, indem sie ihre Zeit mit viel Unbequemlichkeit
dahin opferten, um dieses Phänomen zu untersuchen,
wird diese Hypothese so nahe als möglich absurd. Nichtsdestoweniger
muss ihr begegnet werden.
Zunächst haben wir die Hypothese des Er-
findens, — dass unsere Zusammenkunft für den Zweck
stattfand, eine ausstuehrte und zusammenhängende Lüge
zusammenzubrauen.
Alsdann können Aussenstehende die Vorstellung hegen,
dass, anstatt Phänomene nicht sich ereignen zu sehen,
einige oder mehrere der Sitzer sie lieber zur Irreleitung
der Anderen zu erzeugen begannen.
Drittens kann dafür gehalten werden, dass einer der
Sitzer gelegentlieh des Mediums Hand losliess, damit
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1895/0214