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Reichel: Einige Erklärungen auf dem öibiete des Magnetismus. 227
sehr viel Unklarheit herrscht, möchte ich meine Erfahrungen
auf diesem Gebiete klarlegen. Ich bemerke von vornherein,
dass meine Praxis eine zu grosse ist, als dass ich mich
persönlich jetzt noch auf solches Fernwirken einlassen
könnte. Ich habe dieses aber früher ab und zu gethan,
und so ist z. B. folgender Fall von dem Ehemanne der
Betreffenden in Nr. 2 der „Spiritistischen Blätter44 vom
12. Januar 1893 veröffentlicht worden: — »Vor einigen
Tagen hatten wir mit Herrn Reichel verabredet, den Versuch
zu machen, ob er meine Frau von Berlin aus in Schlaf
versetzen könnte. Es war bestimmt worden, dass meine
Frau sich Abends 8V2 Uhr ruhig hinsetzen und an Herrn
Reichel denken solle. Dies geschah, und wenige Minuten
darauf war sie, genau unter denselben Anzeichen, als wenn
Herr Reichel anwesend wäre und sie magnetisirte, fest in
magnetischen Schlaf verfallen. Alle Anzeichen desselben,
völlige Unempfindlichkeit gegen Gehörs- und Grefühlsein-
drücke u. s. w., tieferes, langsames, sehr regelmässiges
Athmen waren vorhanden, und nach fünfzehn Minuten
erwachte meine Frau genau so, als ob sie durch Herrn
Reichel in Person aufgeweckt würde, u. s. w." —
Stettin, d. 8. December 1892.
Edmund Eggert.
Ich habe nun damals meine Somnambule, resp. meinen
geistigen Controll-Arzt, um Aufschluss und Anleitung ersucht
, was ich. als dieses Verlangen, meine magnetische
Kraft nach Stettin zu übertragen, an mich gestellt wurde,
zu thun hätte, und hörte von ihm Folgendes. — (Hier
möchte ich zuvor noch bemerken, dass dieser geistige Arzt
ein von mir selbst seit langen Jahren erprobter ist, und
speciell, was Diagnose betrifft, habe ich kaum jemals einen
Irrthum entdecken können, — ich sage dieses, um etwaigen
Einwürfen von UnZuverlässigkeit von Somnambulen entgegenzutreten
; denn, was das anbetrifft, so sind meine
Erfahrungen darin ziemlich grosse, da ich schon als zehnjähriger
Gymnasiast unter der Aegide meines Grossvaters,
des Magnetiseurs Julius Neuberth, die Phänomene des
Somnambulismus kennen gelernt habe.) — Der Controll-
Geist erklärte nun: —
„Zu einem Uebertragen des Magnetismus per distance
gehöre dreimal mehr Kraft, als zu einer gewöhnlichen
Magnetisation, und zwar seien es geistige Wesen, die in
diesem Falle den Magnetismus von dem Magnetiseur nehmen
und dem Betreffenden übertragen, was ja meistens ein
unbewusster Vorgang sein wird, bei mir, in Folge meiner
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