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240 Psychische Studien. XML Jahrg. 5. Heft. (Mai 1895.)
Doktorhut zu holen, und in deren Nähe jenes Bischdori
liegt, in dem sich dieses vom Schicksal gleich dem göttlichen
Dulder Odysseus umhergetriehenen Dichters letztes
Liebes-Idyll und seine Verlobung mit „Phittis" abspielte,
die für Goethe's späteres Erlebniss mit Friederike von Sesen-
heim im Eisass vorbildlich werden sollte. Sein schlesisches
Heimathland und selbst seine Vaterstadt Striegau haben
noch bis heutigen Tages, trotz aller schlagenden Nachweise
des Refer. von der Echtheit von Günther^ eigener poetischer
„Curieuser Lebens - Beschreibung", die dieser 1722 zu
Schmiedeberg im Riesengebirge vollendete, von seinen früheren
Biographen und Kritikern verleitet, nicht erkannt und daher
noch nicht anerkennen wollen. So zäh sind alte Vor-
urtheile eingewurzelt! Immer von neuem erheben sich die
seichtesten Einwendungen, die jedoch eine Neuherausgabe
dieses goldechten Lebens-Epos mit neuen Beweisführungen
hoffentlich bald für immer beseitigen wird. (Vgl. April-Heft
er. S. 185 ff.) So ist Gustav Freytag wie Günther gemeinsamem
Heimathboden entsprossen, aber beide sind ihm im Leben
entrückt und in fremde Erde verpflanzt worden. Jetzt
glänzen sie als Sterne am Morgen- und Abendhimmel der
vorklassischen und nachromanüschen Litteratur. In der
„Verlorenen Handschrift" wie in den „Ahnen" hat Freytag
sich auch mit den spiritistischen Hexen - Problemen des
Somnambulismus befasst, allerdings ohne in diese so tief
einzudringen, als für eine vollgültigere Darstellung der
Wahrheit wünschenswerth gewesen wäre; aber immerhin
besitzen wir von ihm tiefbohrende Gedanken über dieses
durch Aberglauben, Missdeutung, Irrthümer und verkehrte
Auffassung noch immer trümmerhaft verschüttete Thema.
Wir verweisen zurück auf eine von uns citirte Stelle in
„Psych. Stud." April-Heft 1891 S. 182 ff. Die volle Blüthe
seines Geistes hat sich nunmehr über diese Erde ins Reich
des ewigen Lichtes emporgerungen!
Bibliographie.
(Fortsetzung von Seite 192.)
Meinhard, Ludwig: — „Die Geheimlehre." (Nach H. P. Blavatzky's
„Secret doctrine".) Braunschweig, C. A. Schwetschke & Sohn,
1895. 95 S. J2<>.
Gessmann, G. W.: — „Magnetismus und Hypnotismus. Eine Darstellung
dieses Gebietes mit besonderer Berücksichtigung der Beziehungen
zwischen dem mineralischen Magnetismus, dem sogen,
thierischen Magnatismus und dem Hypnotismus." Mit 53 Abbildungen
und 19 Tafeln. 2. revid. u. erg. Auflage. (Wien, Pest,
und Leipzig, A, Hartleben, 1895.) XVI u. 207 S. 8«. Geheftet
1 FL 65 kr. = 3 Mark.
(Fortsetzung folgt.)
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