Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
22. Jahrgang.1895
Seite: 293
(PDF, 153 MB)
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Wedel: Drei Spukgeschichten älterer Zeit.

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blieb, diese Possen vielleicht in einer Art von geistiger
Störung verübt hätte, ist ziemlich ausgeschlossen. Freilich
ist der Bericht bei aller Weitschweifigkeit nicht so genau,
dass wir jedesmal erführen, wer bei diesem oder jenem
Phänomene zugegen war, und wo sich die übrigen im Hause
Anwesenden befanden; aber abgesehen davon, dass jener
im Zustande geistiger Gestörtheit nicht mehr vor der
Entdeckung durch seine Verwandten oder andere Zuschauer
geschützt war, wie ein Feind der Familie, gehen viele der
berichteten Thatsachen über die Kräfte eines Menschen
hinaus. Denn wenn auch bei der Schilderung die erregte
Einbildungskraft der Bestürzten etwas hinzugethan hat, so
kann das nicht eben viel gewesen sein, da die Begebenheiten
sofort in Tagebuchform niedergeschrieben wurden
und somit bedeutende Fälschungen der Erinnerung ausgeschlossen
sind. Es bleibt also nur die Alternative: —
Entweder wir haben es mit einer echten Spukgeschichte zu
thun, oder die ganze Schrift soll eine Verspottung des
Gespensterglaubens sein.*) Die letztere Möglichkeit hat
das für sich, dass das opus zu einer Zeit entstand, in
welcher sich eine Reaction gegen den Gespensterglauben
geltend machte. Aber andererseits wäre die ganze Anlage
des Buches für einen solchen Zweck die denkbar ungünstigste.
Auch die geflissentlich zur Schau getragene Religiosität
stimmte dazu nicht gut, welche schwerlich als Spott zu
betrachten ist. Es bleibt also nur die Möglichkeit, dass
wir es mit einem, allerdings abweichend von den übrigen,
verlaufenden Spukphänomen zu thun haben.**)

Wenn nun auch nicht die allerletzten Bedenken gegen
eine Auffassung als Parodie beseitigt sind, so fällt doch ein
Umstand schwer ins Gewicht für die Annahme, dass
Gerstmann bona fide geschrieben hat. Er erwähnt in seinen
Anmerkungen zur Bekräftigung einen ähnlichen Fall, den
nach Hauber in seiner „Bibliotheka magika" (Bd. 3, S. 541)
berichteten Spuk von Kabsdorff in Ungarn. Und
dieser kann als typisches Beispiel für alle derartigen Vorgänge
dienen. Ich gebe ihn hier als den zweiten.

Magister Andreas Günther, evangelischer Pfarrer zu
Kabsdorff in Ober-Ungarn, später bei den Protestanten-

*) Mystifikation ist ausgeschlossen, da die offene Kundmachung
von Namen, Ort und Zeit sofort auch eine öffentliche Entlarvung hätte
herbeiföhren müssen. — Der Sekr. d. Red.

**) Man vergl. die Nachweisung ähnlicher älterer und neuer
Spukvorgänge und von Sceinewerfen in „Psych. Stud." Februar-Heft
1*89 S. 91 ff., Septbr. 1894 S. 466, Novbr. 1894 S. 559 ff., Decbr. 1894
8. 612 ff., Jan. 1895 S. 43 ff, März 1895 S. 141 ff., Juni 1895 S. 278 ff.
und Kurze Notiz dieses Heftes.


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