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;>»78 Psychische Studien. XXII. Jahrg. 8. Heft. (August 1895.)
freute mich. Auf einmal verfinsterte sich der Himmel,
schwarze Wolken zogen darüber hin, tiefe Nacht bedeckte
die schöne Welt, und ein unheimliches Kreischen und
Aechzen ging durch dieselbe. Doch plötzlich leuchtete
dort oben mitten in den schwarzen Wolken ein glänzend
holler Stern auf. Einen Moment blieb er am Himmel
stehen, dann fiel er blitzschnell auf die Erde, und sowie
der Stern niedersank, Jiaiiimte die ganze Welt in Feuer
und Brand, die Dunkelheit verwandelte sich in blendende
Tageshelle, denn das Feuer frass immer weiter um sich,
und alle meine Schlösser stürzten mit donnerndem Gekrach
zusammen; der gefallene Stern hatte sie alle verbrannt,
und er versengte und verbrannte mein ganzes Land und
verwandelte die Flüsse in blutrothe Ströme und die Kornfelder
in Todtenäcker. Und weithin sah ich die anderen
Länder der Welt; ich sah, wie der gefallene Stern, einer
Rakete gleich, blitzschnell durch sie hinfuhr und überall
Feuer und Brandfackeln entzündete, bis alle Reiche
zusammenstürzten und alle Städte in Asche zerfielen. Und
wie ich das sah, schrie ich in meiner Angst: — ,Feuer!
Feuer!' — und Du kamst zum Glück und wecktest mich.
— Der Traum hat gewiss eine Bedeutung, jedenfalls geschieht
etwas Merkwürdiges in dieser Nacht. Schreib' Dir genau
auf, was ich Dir gesagt habe, und merk' Dir das Datum
und das Jahr!' — Und ich that, was Seine Majestät
befohlen9 ich schrieb mir Datum auf und Jahreszahl, und
auch die Stunde, in welcher der König den Traum gehabt:
— es war am 15. August 1769, Nachts um 3 Uhr." — „Die
Augen des grossen Königs", — fährt die oben ungenannte
Schriftstellerin fort, — „auch Sterne, seine Augen — waren
(1786) geschlossen, ehe der Traum seine Erfüllung fand;
doch hat er ihn oft erzählt, und alle seine Freunde wussten
darum. Aber Niemand vermochte ihn zu deuten, und Viele
sind gestorben, ohne die Auflösung des Räthsels erhalten
zu haben. Die schönen Leserinnen wissen die Lösung, sie
kennen Tag und Stunde, die Friedrich IL mit prophetischem
Blick einst vorausgeschaut hatte, als denkwürdige Geschichtszahl
: — ,den 15. August 4769, nachts 3 UhiV — Und genau
zu dieser Stunde — es war die Stunde der Geburt Napoleon^
— fiel ein Stern herab vom Himmel; strahlend und glänzend
wie ein Meteor durchflog er den Weltraum, verbrannte er
Schlösser und Länder, um dann, ,aus seiner funkelnden
Höh" herabgestürzt, in Nacht und Dunkel zu versinken,
belastet mit dem Fluche von Tausenden.41 — („Allgemeine
Moden-Zeitung" Nr, 49, 95. Jahrg., Leipzig, 4. December
1893, S. 781 ff.) — Sollte Napoleon — als Hecht im grossen
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