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394 Psychische Studien. XXU. Jahrg. \K Heft. (September 1895.)
gewährt, die bis 1358 im Besitze des Burggrafen Friedrich
verblieb, während die Plassenburg, die Stammburg der
fränkischen Linie der ürlamündaer Grafen, die schon
vorher Eigenthum Friedrich's war, von Letzterem seiner
.zukünftigen ehelichen "Wirthin zur Bewitthumung assigniret'
wurde. Jene Elisabeth ab^r wurde die Mutter des ersten
Kurfürsten von Brandenburg und damit die Stammmutter
des kaiserlichen Hauses der Hohen2ollem. Vielleicht veranlassen
diese Erinnerungen, welche der trotzig ins Thal
schauenden Kempte ein historisches Interesse verleihen,
manchen Saalbahnfahrer, dem an anmuthigor Umgebung
und mancherlei Ueberresten aus alter Zeit reichen Städtchen,
in welchem sich auch später ein kleines Stück Keformations-
gesehichte, deren Held der Orlamündaische Pfarrer und
Bilderstürmer Andreas Bodenstein war, abgespielt hat, einen
Besuch zu widmen. — Nun verschwinden bald die Saudsteinfelsen
Orlamündas. und der Zug braust durch eintönige,
nur durch die helle fteis^enburg, welche früher ebenfalls
Eigenthum und Wohnort der Orlamündaischen Grafen war,
belebte Gegend, bis sich hinter der nächsten Station, dem
hart am Flusse gelegenen Dorfe Uhlstädt, das Thal
weiter ausbreitet und das stattliche Schloss von Rudolstadt
und kurz darauf auch die freundliche Stadt selbst sichtbar
wird." — Selbst Ferdinand Freiligrath berichtet aus der Zeit
vor der Februar-Revolution 1848 über die weisse Frau im
königlichen Schlosse zu Berlin, die man öfter als Gespenst
mit einem Besen die Stuben fegen sehe. Auch im Schlosse
zu Detmold soll sie umgehen. Dies in Verbindung mit
einem eigenen wunderlichen Tiaume FreiligratWs über sie
steht zu lesen in ,.Psych. Stud." Mai-Heft 1887 S. 231 ff.
Wir erhielten in neuerer Zeit in dem Werke: — Historische
Forschungen. Jahrbuch für die Geschichte
des Kaiser- und preuss. Königshauses", — herausgegeben
von Christian Meyer, 2. Halbb. des I. Jahrg. (Berlin, Hans
Lüstenöder, 1892) eine kritische Beleuchtung der „Sage von
der weissen Frau" des Zollern9sehen Hauses, welche eng mit
der Plassenburg bei Kulmbach verbunden ist. /. Heide-
mann in Berlin berichtet hierüber in der „Deutschen Litte-
raturzeitung" No. X) vom 1. September 1894 Spaltseite
1103—1105 Folgendes: — rDie erste schriftliche Kunde
von dieser Sage findet sich in der 1T)52 erschienenen Chrono-
logia monasteriorum Germaniae praeeipuorum von Bruschius.
Bei der Aufzähimg der Aebtissinnen des Klosters Himmelsthron
wird erwähnt, dass die letzte Besitzerin der
Plassenburg, die Witwe eines Grafen von Orlamünde, zugleich
Mutter zweier jugendlicher Kinder, den jungen und
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