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Kurze Notizen.
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so schwer entschliessen können, sich mit diesen Dingen zu
befassen", — so gestatten wir uns die einfache Frage, was
denn die Herren Gelehrten abhält, von der Geisterhypothese
nicht einfach abzusehen und diese Erscheinungen nach ihren
wissenschaftlichen Principien zu erforschen und zu erklären?
Die Geisterhypothese tritt doch immer erst dann auf den
Plan, wenn alle anderen natürlichen Erklärungsversuche
nicht mehr verfangen, und hierbei hört doch einfach alle
Naivetät und Wohlfeilheit auf und beginnt sogar das
complicirteste Nachdenken, was es wohl mit einer solchen
Geisterwelt voll befremdlicher Erscheinungen und Wirkungen
auf sich habe. Das wären grundschlechte Natur- und
Wahrheits-Erforscher, die sich von einer Hypothese abhalten
Hessen, eine Thatsache zu untersuchen und eine andere,
neue und bessere Erklärung zu bilden und dem dummen
Volke die Geisterhypothese ebenso schlagend als falsch zu
erweisen, wie dieses Volk und andere tiefer Denkende sie
schliesslich in eklatanten Fällen für die einzig richtige
erachten. Lodge ist mit seiner Note auf S. 54 des Februar-
Heftes 1895 unserer „Psych. Stud." ein Muster dieser besseren
Denkart. Damit sei auch die Behauptung eines anderen
Scribenten in der Züricher „Eltern-Zeitung" IV. Nr. 1 v.
20. Juli 1895: — „Es giebt keine Wahrheit im Spiritismus,
d. h. kein sichtliches Hereinragen der Geisterwelt in unsere
Welt!" — als unbegründet zurückgewiesen. — Der Sekr.
d. Red.
c) — Der jetzt in Heidelberg sich abspielende Fall
des Philosophieprofessors Otto Caspari bringt die
Disciplinarsache des Botanikers Nees von JSsenbeck aus
dem Jahre 1851 in Erinnerung. Nees von Eseribeck, der
langjährige Präsident der Leopoldo-Karolinischen Akademie
bekleidete zuerst eine Professur der Botanik in Bonn. Er
erhielt sein ordentliches Lehramt durch seinen Gönner, den
Minister von Altenstein, ohne dass er vorher irgend eine
akademische Stellung inne hatte, in Anerkennung seiner
ganz ungewöhnlichen wissenschaftlichen Leistungen, Nees
von Esenbeck neigte sehr zur Naturphilosophie hin. Diese
Neigung aber that seiner echt wissenschaftlichen Arbeitsweise
da, wo es sich um die Erforschung von Thatsachen
handelte, keinen Eintrag. Während Nees1 naturphilosophische
Schriften längst vergessen sind und jetzt wenig mehr als
geschichtliche Bedeutung haben, sind seine Beiträge zur
beschreibenden Botanik und zur Lehre von der Entwickelung
der Pflanzen bis auf den heutigen Tag als überaus bedeutsam
anerkannt. 1830 vertauschte Nees seine Bonner Professur
mit derjenigen zu Breslau. Das regere politische Leben in
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