Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
22. Jahrgang.1895
Seite: 471
(PDF, 153 MB)
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Schupp: Vorahnung und Traumvision.

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der sie erlebt zu haben versichert: — Vor etwa zehn Jahren
hatte der Erzähler, der damals noch nicht Abgeordneter,
nur erst Untersuchungsrichter war, zur Erholung einen
kleinen Badeort im Gebirge aufgesucht, wo — das sagt er
uns nicht. Eines Abends hatte er sich auf einem Ausfluge
allzu weit von dem Städtchen entfernt, und in seiner Ermüdung
kam ihm der Gedanke, Abendbrod und Nachtquartier
in einer einsamen Schenke zu suchen, die dort
inmitten einer romantischen Wildniss an wenig betretenem
Bergpfade verloren lag.

Die Schenke trug auf dem Schild über der Thür die
einladende Inschrift „Zum Stelldichein der Freunde", aber
die Wirthsleute ein ältliches Paar, machten mit ihrem
scheuen, verdächtigen Wesen gar keinen einladenden Eindruck.

Müde und hungrig wie er war, sah Herr Berard über
die wenig Vertrauen erweckende Miene des Hauses und der
Inhaber hinweg, trat ein, ass zur Nacht und Hess sich sofort
nach beendeter Mahlzeit in das ihm bestimmte Zimmer
führen. Da sah es nun freilich ebenfalls nicht nach einem
freundschaftlichen Stelldichein aus. Eine elende Pritsche
diente als Bett, zwei wackelige Stühle und ein aus rohem
* Holz gezimmerter Tisch mit einer zerbrochenen Waschschüssel
darauf vollendeten die Einrichtung. Nachdem er den Schlüssel
im Schloss der Stubenthür herumgedreht hatte, besichtigte
der Reisende seine elende Behausung. Im Hintergründe des
Raumes, iu einer Ecke entdeckte er eine zweite Thür, die
nur mit einem Riegel verschlossen war, und hinter welcher
eine Leiter unmittelbar auf den Hof hinunterführte. Aus
Vorsicht schob er dort den Tisch, den Waschnapf und einen
der Stühle vor, damit man dort nicht eindringen könne,
ohne diesen improvisirten -Wall zu erschüttern. Und er
entschlief.

Plötzlich fuhr er erschreckt aus dem Schlummer empor.
Ihm war, als versuche Jemand die Thür zu öffnen, und als
würden dabei die Möbel auf dem Pussboden verschoben.
' Einen Moment lang glaubte er sogar den Schimmer einer
Laterne oder einer Lampe durch die Spalten der Thüre
hereindringen zu sehen. Im Schlafe überrascht und nicht
ohne Grund aufgeregt, schrie er: — „Wer ist da?" —
Nichts rührte sich. Er sah und hörte nichts mehr, so dass
er sich sagte, er sei von einem Alb bedrückt worden. Indess
beherrschte ihn eine unerklärliche Furcht; er blieb lange
wach, beständig aufhorchend, ohne die ihn verfolgenden
unheimlichen Vorstellungen bannen zu können. Erst nach
mehreren Stunden sank er in Schlaf zurück. Diesmal begann
er zu träumen. In dem Zimmer, welches er inne hatte und


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