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Biographische Skizze des Herausgebers der „Psych. Studien". 5
Kussland erscheinen, noch das moralische Gute erzeugen
können, durch dessen Idee sie inspirirt und getragen war.
Im Jahre 1858 begann Herr Aksakorv seine Uebersetzung
von „Himmel und Hölle1' Swedenborg^, und erst im Jahre
1863 erschien sie zu Leipzig, wo sie dazu verurtheilt ist,
bessere Zeiten abzuwarten, um den Tag ihres Erscheinens
in Russland zu erblicken.
Aber inmitten dieser theoretischen und abstracten
Studien suchte die positive Natur des Herrn Aksakorv nach
den Beweisen für diese Offenbarungen, — nach einem festen
Boden zur Unterstützung der Spekulation. Da Swedenborg
ein Seher erster Klasse war, so war es natürlich, dass Herr
Aksakow sich an das Studium des thierischen Magnetismus
begab; er Hess sich nach seiner Gewohnheit alle Werke kommen,
welche er über diese Frage erwähnt fand, und er sah mit
Vergnügen, dass die Offenbarungen über dio geistige Welt,
welche auf dem Wege des Magnetismus erhalten wurden,
was die wesentlichen Punkte betraf, mit denen Swedenborg1^
übereinstimmten. Beim Durchstöbern der Bücherhandlungen
Hess ihm ein reiner Zufall im Jahre 1854 zwei Bände von
Andrew Jackson Davis in die Hände fallen: — „Nature's
Divine Revelations" [„Die Göttlichen Offenbarungen der
Natur"] — , von denen er keine Idee hatte, aber deren
blosse Bezeichnung des Verfassers — „the Seer and
Clairvoyant" [„der Seher und Hellsehende"] auf dem
Titelblatte ihm genügte, um sie sofort sich anzueignen.
Er war glücklich, noch einen und zwar ebenso merkwürdigen
Beweis für die Wahrheit der Hauptpunkte der
Offenbarungen Swedenborg1^ über die* geistige Welt zu
finden. Die dogmatischen Verschiedenheiten, die er zwischen
Swedenborg und Davis über gewisse Punkte der christlichen
Lehre fand, stiessen ihm zwar auf, aber ihre Hauptwichtigkeit
lag für ihn nicht in den Dogmen, sondern in
der grossen Thatsache der Existenz der geiseigen Welt.
Um die Phänomene der psychologischen und physiologischen
Ordnung auf eine ihnen zukommende Weise
beurtheilen zu können, bemerkte Herr Aksakow bald, dass
es ihm nothwendig wäre, eine nähere Bekanntschaft mit
den Methoden und den Gesetzen der exaeten Wissenschaften
zu machen; er begriff sehr wohl, dass die Wissenschaft vom
geistigen Menschen vor Allem die Kenntniss des physischen
Menschen erforderte. Angesichts dessen Hess er sich im
Jahre 1855 als Hospitant der medizinischen Fakultät an
der Universität zu Moscau inscribiren, machte zwei Jahre
lang einen Cursus der Anatomie und Physiologie durch und
betrieb Ergänzungs-Studien in Chemie und Physik. Er
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