Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
23. Jahrgang.1896
Seite: 33
(PDF, 187 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1896/0043
Wolf: Prof. Ernst Haeckel in Jena und die menschliche Seele. 33

„Diese naturgemässe [!?], monistische [aha!] Auffassung
der Menschenseele steht im Widerspruche zu den "dualistischen
und mythologischen Vorstellungen, welche der Mensch seit
Jahrtausenden sich von einem besonderen, übernatürlichen
Wesen seiner „Seele" gebildet hat, und welche in dem
seltsamen Dogma von der „Unsterblichkeit der Seele"
gipfeln. Wie dieses Dogma den grössten Einfluss auf die
ganze Weltanschauung des Menschen gewonnen hat, so wird
es noch von den meisten Menschen als unentbehrliche
Grundlage ihres ethischen Wesens hochgehalten. Der
Gegensatz, in welchem dasselbe zu der natürlichen Anthro-
pogenie steht, wird zugleich noch in den weitesten Kreisen
als der gewichtigste Grund gegen deren Annahme betrachtet,
oder selbst als Widerlegung der Phylogenie überhaupt." —
Und darauf folgen zur Widerlegung des Seelenglaubens
zwei Seiten Argumente, unter denen leider kein einziges
neu ist, so dass es sich nicht verlohnt, darauf näher einzugehen
. Nur noch eine Bemerkung zum Vorhergehenden.
Herr Haeckel versucht durch die Bezeichnung seiner Lehre
als die „natürliche4*, „monistische", „naturgemässe", das
Publikum seiner Leser über den krass-materialistischen Kern
desselben hinwegzutäuschen. Der Glauben an das hinter
der Welt und speziell der Menschennatur steckende „Ding
an sich", nenne es man nun Unbewusstes, Willen, Alma-
Bodhi oder Geist — auf Geist kommt es aber, beim
Menschen angelangt, doch hinaus — ist doch wahrlich
nicht der „natürlichen", sondern höchstens der materialistisch
verflachten Anthropogenie entgegengesetzt.

Wenn der geistige Monismus, * (nicht Haeckefs
fälschlich „Monismus" genannter „Materialismus"), den Herr
Haeckel freilich nicht kennt, da er im „Dualismus" seinen
einzigen Gegner sieht, wenn überhaupt die Anerkennung
des Geistes, der „Seele", so unnatürlich wäre, wie kam's,
dass der natürliche, noch von empiristischer Speculation
nicht getrübte Menschengeist gleich darauf verfiel? Hat
nicht schon Lessing eine ähnliche Frage in seiner „Erziehung
des Menschengeschlechts" gestellt? Warum finden wir bei
den Naturvölkern den Glauben an die geistigen Mächte so
besonders ausgeprägt? Aber, Herr Professor Haeckel: —
ist das nicht eine ganz merkwürdige mechanische (physikalische
und chemische) Function? Wessen? Herrn Professor
Haeckel's Bedauern, dass der Glaube an die Seele der
allgemeinen Anerkennung seiner Phylogenie am meisten
entgegensteht, entbehrt einer gewissen Komik nicht: —
denn zwischen dem Haeckelianismus und dem Bewusstsein
der Menschen im Allgemeinen steht, der gewaltige Dogma-

Psychische Studien. Januar 1896. 3


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1896/0043