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Kurze Notizen
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— Die zweite Abhandlung giebt Text, Uebersetzung und
Erklärung einer zuerst von Maspero veröffentlichten grossen
Devotionsinschrift aus Hadrumetum. Ein Lichtdruck
der dem dritten Jahrhundert angehörigen Bleitafel
ist beigegeben. Sie enthält die Beschwörung eines
Dämons, der zu Urbanus eilen und ihn der Domitiana
zuführen soll, — 'dass er, liebend, rasend, ohne Schlaf vor
Liebe zu ihr und Verlangen, sie bitte, zurückzukehren in
sein Haus und seine Gattin zu werden/ — Der erste Verfasser
der aus einem Zauberbuche stammenden
Devotion war Jude. Der Zauber beschwört den Dämon
des Grabes bei dem jüdischen Gotte, dessen frühere
Machterweise durch eine Fülle von Attributen meist in
gedächtnissmässiger Reproduction der LXX fSeptuaginta]
verherrlicht werden. Für die in Gebeten beliebte Häufung
der Attribute Gottes konnte auf zahlreiche christliche
Gebete verwiesen werden, namentlich auf die in den 'Const.
Apost.' erhaltenen, die durch die Fülle des historischen
Materials den ursprünglichen Charakter des Gebetes oft
zerstören (vergl. auch den Xoyoq bei Dieterich, 'Abraxas'
S. 138 ff.). Entgangen ist dem Verf. (S. 48.19) ein Zeugniss
Philö^s für die Verbreitung der Magie. 'De spec. leg.'
Bd. II S. 31G Mangey redet er von Zauberkünsten, mit denen
(itjvayvQTai, ßwfioZöxoi, die verächtlichsten Weiber und
Sklaven, Liebe in tödtlichen Hass, Hass in leidenschaftliche
Liebe zu verwandeln verheissen. Für die Geschichte der
LXX bei den Juden (S. 23) ist auch Joel, 'Blicke in die
Religionsgeschichte' I 6 ff. zu vergleichen. — Der Haupttheil
des Werkes enthält Beiträge zur Sprachgeschichte der
griechischen Bibel u. s. w. — Dieselbe Nr. der „Deutschen
Litteraturzeitung" enthält auf Spalten 910 und 911 auch die
kritische Besprechung zweier bei Wilhelm Friedrich in Leipzig
1894 erschienenen Uebersetzungen des Occultisten Franz
Hartmann: — Sankaracharga „Das Palladium der Weisheit"
und „Atma Bodha (Selbsterkenntniss)", beide aus dem
Sanskrit, durch Sten Konow in Berlin.
f) Oeffentlicher Vortrag des Herrn Dr. Scbaarschmidt. —
Leipzig, 27. November. Im Saale des „Eldorado" hielt
gestern Abend Herr Dr. Schaarschmidt den ersten seiner für
dieses Winterhalbjahr angekündigten Vorträge. Der Vortragende
hatte für den gestrigen Abend als Thema „Sociales
Evangelium" gewählt. In seiner Einleitung gab er ein Bild
von der Entwickelung des Christenthums aus dem Judenthum.
Schliesslich bezeichnete Herr Dr. Schaarschmidt das Christenthum
als etwas Abgeschlossenes, Fertiges und deshalb sei
die Aufstellung eines neuen Sittengesetzes dringend nöthig.
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