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58 Psychische Studien. XXIII. Jahrg. 2. Heft. (Februar 1896).
Deutschland", welche sich auf dessen phänomenale Seite
bezogen, kein Hinderniss entgegen. Es ist zu bemerken,
dass die deutsche Sprache in den gelehrten Kreisen Busslands
weiter verbreitet ist, als die englische Sprache; dank
diesem Umstände dienten seine deutschen Veröffentlichungen
dem Herrn Aksakow vorzüglich dazu, eine exacte und
ernsthafte Kenntniss über den Spiritualismus unter seinen
Freunden zu verbreiten. Auf diese Weise fand er in dem
Philosophieprofessor an der Universität zu Moscau Yurke-
witsch*) nicht nur einen Bewunderer von Davis, sondern auch
einen eifrigen Vertheidiger und Verbreiter des Spiritualismus.
Er verbarg seine Ueberzeugung nicht und verlor keine Gelegenheit
, öffentlich und inmitten seiner Universitäts-Oollegen
von der hohen Bedeutung dieser Frage zu sprechen. Er
nahm das lebhafteste Interesse am Erfolge der Publicationen
des Herrn Aksakow und Hess sie alle für die Bibliothek der
Universität kommen» Zum Unglücke für die Sache des
Spiritualismus ist dieser hervorragende Mann nicht mehr am
Leben. Herr Aksakow entrichtete seinem Andenken den
Tribut seiner Erkenntlichkeit in einem Artikel, den er im
Jahre 1876 in der „Russischen Ueberschau" [„Revue russe"]
unter dem Titel: — „Der Mediumismus und die Philosophie"
— veröffentlichte.
Schon im Jahre 1870 hatte Herr Aksakow seinem
intimsten Freunde Herrn Butlerow, Professor der Chemie
an der Universität zu St. Petersburg, dessen Schwägerin
(die Cousine des Herrn Aksakow) einige mediumistische
Anlagen zeigte, den Vorschlag gemacht, einen regelmässigen
Cirkel zu gründen, um die Frage des Spiritismus so
etwas auf eigenem experimentellen Wege zu studiren.
Dieser edle Gelehrte, ein Freund alles Wahren, zögerte
damit keinen Augenblick. Der Cirkel bestand gewöhnlich
aus vier Personen, aus dem Professor selbst, seiner
Schwägerin, Frau Aksakow, die man mit bemerkenswerthen
mediumistischen Eigenschaften begabt fand, und Herrn
*) Herr Prof. Yurkewitsch, den der Uebersetzer Anfang Juni 1871 in
Begleitung des Herrn Aksakow in Moscau persönlich kennen zu lernen
das Glück hatte, dokumentirtp sich als ein genauer Kenner Kants und
sprach sofort mit mir über dessen schwierigstes Problem „vom Dinge
an sich." Er wohnte alsdann einar Cirkelsitzung bei, in der ihm zu
seinem grössten Erstaunen ein Wahlspruch seines verstorbenen Vaters:
— „Ex Oriente lux!'' — durch das in tiefem Trance befindliche weibliche
Medium aus dem Tische alphabetisch hervorgeklopft wurde.
Des Mediums vorher warme rechte Hand lag dabei eiskalt in meiner
Linken. Er erklärte, durch diesen Beweis geistiger Kraft vollkommen
tiberzeugt zu sein. Er habe seines Vaters dabei gar nicht einmal
gedacht. Gr. C. Wittig.
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