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66 Psychische Studien. XXIII. Jahrg. 2. lieft. (Februar 1896.)
Aber meine Gesundheit war schon sehr geschädigt;
ich befleissigte mich deshalb um so mehr, Anderen die
Gelegenheit zu verschaffen, die mediumistischen Phänomene
zu sehen; so lud ich im Jahre 1883 die berühmte Kate
Fox (Jencken) nach St. Petersburg ein für einen
speziell aus mehreren Professoren der medizinischen
"Fakultät gebildeten Cirkel. welche Herren sich, durch die
Befürwortung des Professors Butlerow angeregt, ernsthaft
für diese Frage interessirten. Obgleich Mrs. Jencken mehrere
Wochen in St. Petersburg blieb, entsprach das Resultat
ihrer Seancen nicht unseren Erwartungen.
Zu gleicher Zeit übertrug ich meine Rolle als
Herausgeber in dieser Richtung von Deutschland nach
Russland, und ich Hess durch Andere machen, was ich
selbst zu thun nicht mehr die Zeit und die Kräfte hatte.
Ich fühlte seit lange die Nothwendigkeit, die mediumistischen
Phinomene in ein philosophisches System unterzubringen;
die Werke von Hellenbach und du Prel, welche zu dieser
Zeit erschienen, entsprachen vollkommen diesem Wunsche.
Deshalb liess ich im Jahre 1884 die russische Uebersetzung
des Werkes von Hellenbach: — „Der Individualismus
im Lichte der Biologie und der Philosophie
der Gegenwart" — und im Jahre 1885
diejenige seines Buches: — „Eine Philosophie des
gesunden Menschenverstandes" u. s. w. — anfertigen
und erscheinen, von welchem letzteren Werke die Druck-
bogen, die alle eine Anzahl Berichtigungen erforderten, durch
meine Hände gingen. In Betreff desselben kann ich noch
eine interessante Episode berichten. Meine Ausgabe
von — ,,Der Individualismus u. s. w." — passirte durch
das Comite der Civil-Censur ohne Schwierigkeit. Ich
vermuthete das auch für die „Philosophie." Aber damit war
es anders. Das Comite sandte es, ich weiss nicht weshalb,
an das Comite der kirchlichen Censur; dieses verdammte es
sofort aufs bestimmteste. Das Schicksal, welches die von
der Censur verbotenen Ausgaben erwartet, ist deren Vernichtung
durch das Feuer!! Die 1000 Exemplare meiner
Ausgabe sollten untergehen! Zum Glück lieh mir ein hochgestellter
Kamerad vom Lyceum her seine hilfsbereite Hand
in dieser Schwierigkeit. Er nahm sich die Geduld, das
Buch selbst durchzulesen, und wendete sich alsdann direct
an den Haupt-Chef des Press-Bureaus mit der Bitte, ihm
doch das Motiv mittheilen zu wollen, weshalb dieses Buch
an das Comite der kirchlichen Censur gesendet worden sei.
Hierauf las man das Büch, und man begriff, dass es ein
wissenschaftliches Werk war, das weder die Kirche, noch
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