Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
23. Jahrgang.1896
Seite: 71
(PDF, 187 MB)
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Petersen: Der nordfriesische Seher Boy Spuk. 71

ein grosser dreikantiger Filz-, sogenannter Napoleonshut,
im Volksmund bekannt unter dem Namen ,Pust de Lamp ut/
JBoy war ein leidenschaftlicher Raucher. Niemals sah
man ihn ohne seine kurze Thonpfeife, deren Spitze mit
wollenem Garn dick umwickelt war. Unvergesslich ist mir
der Ausdruck seiner Augen. So oft er mich ansah, kam
mir unwillkürlich der Gedanke: — ,Dieser Mann kann
mehr sehen, als gewöhnlichen Sterblichen zu sehen vergönnt
ist-' —

„'Man ist geneigt, derartig beanlagte Personen als
ernst, zurückhaltend und zur Einsamkeit hinneigend sich
vorzustellen. Bei unserem friesischen Seher scheint diese
Oharacteristik nicht zuzutreifen. Rege und lebhaft in der
Unterhaltung, scheint ihm der persönliche Verkehr mit
seiner Umgebung Bedürfniss gewesen zu sein; dem Scherz
und harmloser Neckerei war er nicht abgeneigt.

„'Kamen Leute zu ihm, die durch zudringliche Frage
ihm lästig wurden, so befriedigte er ihre Neugier in reichlichem
Maasse durch erdichtete Spukgeschichten, oder er *
führte sie an irgend einen einsamen Ort und liess sie über
seine rechte Schulter sehen und beschrieb ihnen ausführlich,
was er zu sehen vorgab, bis sie der vergeblichen Bemühung,
selber etwas zu sehen, überdrüssig wurden und sich entfernten
. War ihm Jemand zu nahe getreten und fühlte er
sich beleidigt, so wusste er sich auf eigene Art und Weise
Genugthuung zu verschaffen. Er stellte sich in der Nähe
der Wohnung seines Gegners so auf, dess man ihn bemerken
musste, und that alsdann, als ob er eine Spukerscheinung
beobachtete. Natürlich Hessen die Leute nicht lange auf
sich warten und bestürmten ihn mit * der Frage: — ,Sieht
Boy etwas ?' — (Die friesische Sprache kennt keinen Höflichkeitsplural
, daher dieser Gebrauch des Eigennamens.)

„'Auf solche harmlosen Scherze und Neckereien, glaube
ich, sind vielfach diejenigen Ueberlieferungen zurückzuführen,
die von unerfüllten Visionen berichten. Zum Theil mögen
dieselben von dem Meister auch im Ernst ausgesprochen
sein und auf Täuschung beruhen. Sind wir doch bei der
Wahrnehmung gewöhnlicher sinnlicher Erscheinungen- vielfach
Täuschungen ausgesetzt; wie sollte denn nicht auf
diesem dunklen Gebiet menschlichen Erkennens ein Irrthum
zu verzeichnen sein! Jedenfalls sind jene Berichte im
Vergleich zu denen, die ihre Verwirklichung gefunden
haben, für die Entscheidung der Frage nach der Realität
dieses geheimnissvollen inneren Sinnes und seiner Erscheinungen
von keinem Belang. Dieser Sinn, den man
mit dem Ausdruck ,zweites Gesicht4 bezeichnet, war bei

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