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82 Psychische Studien. XXIIL Jahrg. 2. Heft. (Februar 1896.)
Anzahl von Vorkommnissen, die der kindliche Occultist dem
Eingreifen unserer kosmischen Brüder zuschreibt, im
beseelten Organismus zu suchen ist; aber nichts desto
weniger sind meine Erfahrungen in langen Jahren derartige,
dass ich an ein Hereinragen der geistigen Welt in die
unsrige nicht zweifeln kann. Hellenbach sagt darüber: (siebe
„Vorurtheile der Menschheit." Leipzig, 1884, I1L S. 144)
— „Er fände es lächerlich, wenn sich Jemand dahin äussere,
dass er an die Thatsächlichkeit der spiritistischen Phänomene
nicht eher glaube, bis er solche mit seinen eigenen Augen
gesehen habe", — und fährt dann fort: — „Nur Jener, der
„sich für einen bedeutenderen Experimentalphysiker hält, als
„Crookes und Varley, Wilhelm Weber und Zöllner — also die
„ersten Kräfte Englands und Deutschlands — es sind, der
„hat das Recht, an seine eigenen Augen lieber zu appelliren,
„statt die Schriften dieser Männer zu lesen." —
In Nr. 52 der „Neuen Spiritualistischen Blätter" vom
27. Dezember 18i)4 veröffentlichte Dr. Cyriax folgendes: —
„Feinheit der Empfindung bei Somnambulen/-' —
Wir haben Gelegenheit gehabt, einen wunderschönen Beweis
zu beobachten für die Richtigkeit somnambuler Diagnosen,
zugleich auch einen Fingerzeig für die, welche ihren
Krankheitszustand durch eine Somnambule untersuchen
lassen wollen. Zwei Schwestern aus dem Riesengebirge
weilen augenblicklich hier, um sich von Herrn Willy Reichel
behandeln zu lassen. Eigentlich bestand ursprünglich die
Idee, nur die eine, sehr schwer kranke Schwester untersuchen
und behandeln zu lassen, die an einem schmerzhaften
Unterleibsleiüen, gegen welches die Aerzte nichts ausrichten
konnten, darnieder lag. — So schilderte denn die nicht so
kranke Schwester in einem Briefe, den Herr Reichel der
Somnambulen übergab, die Leiden der Schwerkranken, war
aber sehr erstaunt, als von der Somnambulen der Bericht
kam, dass Patientin kein Unterleibsleiden, sondern Ansatz
zu Älagenkrebs habe. Die Somnambule hatte die magnetische
Strömung der Briefschreiberin empfunden und danach eine
ganz richtige Diagnose gestellt, freilich nicht die der
Schwerkranken, sondern die der Briefschreiberin. Nachdem
nun die Schwerkranke selbst einen Brief geschrieben, erhielt
auch sie eine richtige Diagnose. — Dieser Fall ist sehr
interessant und zeigt, wie vorsichtig man mit Somnambulen
umgehen muss, um Erfolg zu haben. Wie oft kommt es
vor, dass man von einem Patienten eine Haarlocke zwecks
Herstellung des magnetischen Rapports abschneidet; aber
die Person, welche die Haarlocke abschneidet, fasst dieselbe
mit ihren Fingern an und behält sie minutenlang in der
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