Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
23. Jahrgang.1896
Seite: 101
(PDF, 187 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1896/0111
Kurze Notizen. jßl

Verstandesprodukte; von dem letzteren erfahren wir sogar,
dass es ihm aus einer im Cafe Toledo zu Neapel erzählten
Anekdote mit allen handelnden und leidenden Personen zum
Bilde zusammenrann, sodass Stimmung, Situation, Charactere,
Wucht des Thatsächlichen, tragisches Mitleid und Furcht
und zugleich die (kulturgeschichtliche) Idee des Stücks alles
auf einmal da war. Wie bei Ludwig, kündigte sich auch bei
Hebbel, wie er [seinem Biographen] Kuh erzählte, die eigentliche
Production mit einer Gesichtserscheinung an,
worauf er sofort wusste, dass der schöpferische
Augenblick nahe sei Bei dem ersten Akt der 'Genoveva'
habe ihm beständig die Farbe eines Herbstmorgens
vorgeschwebt, beim 'Herodes' vom Anfang bis zum Ende
das brennendste Roth. Als er den Epilog zur
'Genoveva' dichtete, habe er eine angeschossene Taube
fliegen sehen, und so oft sich der 'Moloch' meldete, in Rom,
in Neapel, wie in Wien, sei vor ihm ein Felsen mit
uralten bemoosten Stämmen aus dem Meer^
emporgestiegen. Hebbel producirte übrigens viel im Freien,
im Gehen, und glich dann, wie Augenzeugen berichten, einem
Traumwandelnden; auch summte er dabei vor sich hin,
das entstehende Gedicht kam immer mit einer Melodie.
Das sind doch Zustände, die sehr an die Ludwig'sehen
erinnern, und es wäre ein Wunder, wenn ihnen reine Ver-
standesproduete entsprungen wären." (S. 176.) — „Ludwig
schildert, wie ihm seine Stoffe aufgehen, wie er zunächst
eine musikalische Stimmung hat, die ihm zu Farbe
wird, dann Gestalten sieht, meist zu Gruppen vereinigt,
denen sich immer neue Gestalten und Gruppen anschliessen,
wie sich darauf zu den Gesichten auch die Sprache
findet und der Dichter aufschreiben kann» Das ist die
erste Stufe seiner Arbeit, wobei sich sein Bewusstsein
ganz passiv verhält und ihn eine Art körperlicher Beängstigung
beherrscht. In der zweiten sucht er die Lücken auszufüllen,
sucht die Idee, die, ihm unbewusst, die schaffende Kraft
und der Zusammenhang der Erscheinungen war, sucht die
Gelenke der Handlung, um sich den Kausalnexus zu verdeutlichen
, ebenso die psychologischen Gesetze der einzelnen
Züge und den vollständigen Inhalt der Situation, ordnet
das Verwirrte und macht nun seinen Plan, 'in dem nichts
mehr dem blossen Instinct angehört, alles Absicht und
Berechnung ist, im ganzen und bis in das einzelne Wort
hinein. 'Da sieht es dann ungefähr aus wie ein Hebbel'sches
Stück', sagt Ludwig." — Aehnlicbe Seelenprozesse machten
Goethe und Benvenuto Cellini hei ihren Schöpfungen durch,
desgleichen auch Beethoven, auf den wir speziell in „Psych.


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1896/0111