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Biographische Skizze des Herausgebers der „Psych. Studien", 109
berühmte Lombroso infolge einiger Seancen, mit dem
Neapolitanischen Medium Eusapia JPaladino öffentlich
die Existenz der spiritistischen Thatsachen anerkannt habe.
Ich erwartete nun, die italienischen Gelehrten durch diese
Erklärung Lombroso's aufgeregt und von dem Wunsche
beseelt zu sehen, durch selbsteigene Experimente die
Genauigkeit seiner Beobachtungen zu bewahrheiten. Aber
nichts von alledem! Die wissenschaftliche Untersuchung
der Frage schritt nicht von der Stelle. Da ich nach den
Beschreibungen der Seancen mit Eusapia mich überzeugt
hatte, dass sie ein kräftiges Medium für physikalische
Wirkungen war, dass ihre Seancen beständig glückten, und
— was noch wichtiger ist — dass sie sich gern jeder
Controlle unterwarf, so kam ich zu dem Schlüsse, dass sie
ein ganz passendes Medium zur Anstellung exacter und
beweiskräftiger Experimente sein müsste. Um diese Untersuchung
zu arrangiren, schlug ich Herrn Chiaia ^ dem
Beschützer Eusapia's, — dessen Beharrlichkeit sie die „
Entwicklung ihrer Mediumität und die Theilnahme
Lombroso's an ihren Seancen verdankt, — vor, mit ihr nach
Turin zu kommen, wo Professor Lombroso einen Lehrstuhl
der Psychiatrie inne hat, und dort unter seinen Auspizien
ein Comite einiger Gelehrten zu bilden. Alle Unkosten
dafür nahm ich auf mich. Lombroso seinerseits wünschte
nichts mehr, als eine derartige Untersuchung in einer Reihe
von Seancen anzustellen. Dies war im Jahre 1891; aber
infolge einer schweren Krankheit des Herrn Chiaia konnte
sich mein Vorschlag nicht verwirklichen lassen.
Im Jahre 1892 begann ich die Vorbesprechungen von
neuem, und ich war schon bereit, nach Neapel abzureisen,
um die Sache vorwärts zu bringen. Herr Chiaia Hess mich
wissen, dass er dieses Jahr in den Monaten September und
Oktober von Geschäften in der Nähe von Mailand festgehalten
sein werde, und schlug mir deshalb vor, selbst
nach Mailand zu kommen und Eusapia dorthin kommen zu
lassen. Inzwischen wurde ich selbst von einem Fieber
ergriffen, und die Cholera gewann überall Terrain; aber das
hielt mich nicht zurück. Im Beginn des Septembers traf
ich in Mailand ein, wobei ich selbst noch nicht genau
wusste, was ich dort machen würde! Bald schloss ich dort
Bekanntschaft mit Herrn Brofferio, Professor der
Philosophie am Lyceum und an der Akademie von Mailand
, und mit seinem ehemaligen Schüler, damals Professor
der Physik, Herrn G. Finzi und mit dessen Freunde
Herrn Gerosa, Professor der Chemie und Physik am
Agricultur-Institut von Portici Das war der Kern unseres
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