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Winkler: Nachtrag zu „Musikalische Manifestationen etc." 123
setzte. Dann erst erhoben sich die Hände, und das Triangel-
Phänomen begann. Das Medium war derart gut sichtbar,
dass es übermässiger Skepticismus wäre, an der Realität
dieser occulten Erscheinung noch zu zweifeln. Es steht ein
für allemal fest, dass die musikalischen Phänomene bei
diesem Medium ohne sichtbare Instrumente hervorgebracht
werden. Auch die Hallucinationstheorie wäre nicht mehr
anwendbar, sobald erst ein phonographischer Apparat zur
Aufnahme mir zur Verfügung stände. Immerhin bleibt es
sehr bedeutungsvoll, dass während des Verlaufs der Triangeltöne
unsichtbare Lichtwirkungen auf der photographischen
Platte (s. „Psych. Stud." S. 87) entstanden.
Die Klänge sind silberrein, oft scheinbar von metallenen
Stäben (wie von einem Triangel), oft von kleinen Glocken
herrührend, auch wechselnd in Bezug auf Fülle und Klangformen
. Die Töne entstehen mehrfach matt und kaum
hörbar, dann wieder erschreckend intensiv, durch Thüren
und Mauern hallend, ruckweise, scharf, gebrochen und
in einander zusammenschmelzend.
Die Hervorbringung der Cas tagnetten töne scheint
weniger Schwierigkeiten zu bereiten; dieselben habe ich
sehr häufig bei voller Tagesbeleuchtung und bei absolut
ruhiger Haltung vorzugsweise in Brusthöhe des Mediums
vernommen. Diese Töne variiren vielfach. Sie gleichen
einmal den Geräuschen schnell rotirender, leichter, holzartiger
Klappern, dann wieder auf einander folgender
explosivartiger, scharf und dumpf knallender Lufttöne.
Ich übergebe Ihnen schliesslich noch folgenden gedruckten
Bericht der „Deutschen Warte" (Berlin, SW.,
Lindenstr. Nr. 26) vom 16. Februar er.' über die Leistungen
meines Mediums vor der Oeffentlichkeit: —
Die erste öffentliche Spiritisten-Seance vor einem ungewöhnlich
zahlreichen, nach mehreren Hunderten zählenden
Publikum bot der Verein „Psyche" am Freitag Abend den
neugierigen Berlinern Kurz nach 9 Uhr eröffnete Dr. Egbert
Müller die Versammlung mit einem Vortrage über
„Spiritismologie" und „Mediumislogie" als experimentellen
Zweig der Anthropologie. Der Vortragende behauptete,
dass die mediumistischen Vorgänge an okkulte und intelligente
Kräfte, nicht aber an tellurische Materie gebunden
seien, jedoch einer höheren Ordnung von physikalischen
Erscheinungen angehören. Er ging dann auf die Schwierigkeiten
ein, mit einem Medium vor einer grösseren Zuschauermenge
zu experimentiren, da disharmonische Stimmung
und Skepticismus durch organische ßesonnanz auf das
Nervensystem der Versuchsperson störend einwirkten und
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