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138 Psychische Studien. XXIII. Jahrg. 3. Heft. (März 1896.)
„nend zu machen, und man wird im Stande sein, zu sehen,
„welche inneren Organe krankhaft angegriffen sind, und
„welche Fortschritte vor- und rückwärts das Leiden macht.
„Aber auch die Hergänge im gesunden Leibe wird man
„so prüfen." —
Das ist 40 Jahre vor Exner geschrieben! Im Jahre
1892 habe ich mich von der Richtigkeit zahlreicher Angaben
Reichenlach's über die Sensivität überzeugt; mir ist
damals kein Zweifel an der Bedeutung seiner Lehre geblieben
. Röntgen hat, so glaube ich, eine intensive Odquelle
und ein Udoskop gefunden, — er hat die Kraft gebannt
in das exakte Experiment; kann er sich entschliessen, mit
Reichenbach sich zu befassen, so wird er bei ihm eine reiche
Ausbeute finden. Röntgen ist, möchte ich meinen,
der selbstständige Wiederentdecker des Reichen-
back1 sehen Od; er wird gewiss, wenn er die XJeberzeugung
von der Identität beider Lehren gewonnen haben wird, sich
und den bis an sein Lebensende verkannten Vorgänger dadurch
ehren, dass er seine X-Strahlen in Reicheribach'% „Od-
strahlen" umtauft.
III. Abtheiiung.
Tagesneuigkeiten, Notizen u. dergl.
Etwas iiber die unsinnige Gespenster- and
Geisterfurcht unserer Gegner.
Eeferirt von <?r. C. Wittig.
In „Aus der Mappe eines lachenden Philosophen"
lesen wir im „Magazin für Litteratur" Nr. 23 v. 8. Juni er.
über — „5. Der Schmerz" — folgende in Form einer
Schwurgerichtsverhandlung abgefasste geistreiche Erörterung:
„Vertheidiger: — Der Schmerz ist besser als sein
Ruf, denn er scheint schlimmer, als er ist. Unsere Einbildung
ist es, die ihn so gefährlich macht. Die ewige Furcht, die
Angst, mit der wir uns alles ausmalen und ausschmücken,
übertreibt die geringste Spur von Schmerz infs Grenzenlose.
Die blosse Möglichkeit, Schmeiz zu leiden, wälzen wir unablässig
in uns herum und treiben förmliche Selbstquälereien,
indem wir uns krampfhaft an krankhaften Schmerzvorstellungen
festklammern.
„Staatsanwalt: — Das ist eben das Verbrechen*
Niemand kann sich selbst quälen, ebensowenig als Münch-
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