Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
23. Jahrgang.1896
Seite: 139
(PDF, 187 MB)
Bibliographische Information
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Wittig: Die unsinnige Gespenster- und Geisterfureht etc. 139

hausen sich selbst an seinem Zopfe ans dem Sumpfe wieder
herausziehen konnte. Der Schmerz trägt die Schuld. Ich
halte die Anklage in vollem Umfange aufrecht.

„Vertheidiger: — Ich gebe zu, dass in einigen
Fällen ein wenig Schmerz zu Grunde liegt und insofern
von einer ideellen Mitschuld die Rede sein könnte. Meistens
aber ist der Schmerz nicht im entferntesten betheiligt, und
trotzdem schafft der Mensch sich genau dieselbe Qual, als
wenn der Schmerz mitwirke. Ich werde einen Fall anführen.
Die entsetzlichste Qual, die ein Mensch leiden kann, ist die
Gespensterfurcht, denn sie hat einen übernatürlich
hohen Grad. Und warum? Man leidet Schmerz, weil man
Schmerz zu leiden fürchtet. Da haben wir's. Das ist ja
gerade so, als ob sich jemand fürchtet, von einem erschossen
zu werden, und vor lauter Furcht sich endlich selber tot-
schiesst. Können wir denn da den Andern, der ahnungslos
von der ganzen Geschichte kein Sterbenswörtchen weiss,
anklagen und verurtheilen?

„Vorsitzender: — Für die Herren Geschworenen
bemerke ich, dass über die Gespenstererscheinungen
die, Meinungen getheilt sind. Die einen leugnen rundweg
die Möglichkeit. Das sind natürlich sehr beschränkte Leute,
die behaupten, dass ihnen morgen unmöglich etwas widerfahren
könne, was sie bis heute noch nicht erlebt haben.
Andre glauben an Gespenstererscheinungen, sind also
insofern klüger. Leider begehen sie in der Praxis die
riesenmässige Dummheit, fast alles unbesehen als bare
Münze anzunehmen, was ihnen irgend einHokus-Pokus-
Künstler vorschwindelt. So machen sie zwar für den
Schwindler Reklame, sich selbst aber lächerlich und treiben
viele Leute in das Lager der beschränkten Leugner hinüber.
W arum erkennt man nicht alles, was man nicht widerlegen
kann, einfach als möglich an, sagt aber dennoch in jedem
einzelnen Falle: — wird wahrscheinlich grober Schwindel
sein zur Füllung der Börse?

„Vertheidiger: — Und wenn nun die Gespenster
wirklich 'erscheinen', was thut's? Ist nicht der ganze
Traum eine einzige grosse Gespenstererscheinung, wo die
Gespenster uns anreden, uns die Hand geben, ja uns umarmen
und küssen, und was schadet es uns? Gekräftigt
erheben wir uns morgens vom Buhelager. Unser böses
Gewissen allem ist es, das uns die Gespenster fürchten lässt
Wir fürchten nur, dass uns der Teufel holt.
Denn alle guten Geister loben Gott den Meister, alle bösen
Geister — zerschmettert Gott. Sorgt dafür, dass ihr ein
reines Gewissen habt, dann werdet ihr euch nicht mehr

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