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Kurze Notizen. 151
Maassnahmen nur eine Stärkung der Kurpfuscherei herbeiführen
und eine gewisse Anerkennung der nicht gemaass-
regelten Elemente bedeuten würden. Aus dieser Erwägung
hat der Geschäftsausschuss mit grosser Mehrheit es abgelehnt
, eine Petition an den Reichstag zu richten. Dagegen
wurde allgemein der Wunsch laut, dem Gegenstande
noch eine weitere gründliche Besprechung zu widmen." —
Ahnt oder befürchtet man also ärztlicherseits die Beweiskraft
derartiger Naturheilverfahren? —
i) Der Satanismus und die schwarze Magie
haben in Paris ihr Zelt nunmehr in der „Bodinidre" aufgeschlagen
, jenem Miniaturtheater, das Bodinier eigentlich
als Versuchsbühne für die Zöglinge des Konservatoriums
gegründet hat. Zwischen irgend welchen Vorstellungen von
Operettensängerinnen hält nun der junge Marseiller Romanschriftsteller
Jules Bois in dem schmucken kleinen Saale
Vorträge über die schwarze Messe und die Verhexung.
Seine beiden ersten Vorträge fanden, so erzählt man der
„Strassb. Post", so viel Anklang bei jenem besonderen
Damenpublikum, das allem Verrückten in der Kunst und
im Leben nachläuft, dass der „sympathische Conferencier"
eine neue Reihe ankündigt. Im ersten Vortrag machte
Bois eine schreckhafte Beschreibung jener angeblich geschichtlichen
schwarzen Messe, welche die Montespan von
einem Abb6 Guibourg lesen lies, um Ludwig XIV. dauernd
an sich zu fesseln, und die erst kürzlich von dem Dr. Legue
in seinem Buche „Medecins et empoisonneurs au XVIIe
Siecleu mit scheusslichen Einzelheiten geschildert worden
ist. Heute ist die schwarze Messe, die Jules Bois9 Lehrer
und Freund Huysmans in seinem Roman „Lä-Bas" auf dem
Boden des heutigen Paris in eine ehemalige Kirche des
linken Ufers versetzt, nicht mehr mörderisch, sondern nur
noch unfläthig. Dass sie wirklich gefeiert wird, soll nach
Bois daraus hervorgehen, dass öfter in Kirchen nur um der
Entwendung der Hostien willen eingebrochen wird, während
die Diebe die kostbaren Gefässe zurücklassen. — Im zweiten
Vortrag betrat Jules Bois das weite Gebiet der Ver-
hexung, die bald aus Hass, bald aus Liebe geübt wird,
und bei der man sich der Wachsfigürchen bedient, welche
den Freund, der gewonnen, oder den Feind, der verderbt
werden soll, darzustellen haben. In letzterem Falle werden
dem Gebilde, wie übrigens hinlänglich bekannt, Nadeln ins
Herz gebohrt. Der Vortragende gab sich den Anschein,
als ob er halb und halb an den tieferen Sinn glaubte, der
in diesem kindischen Spiel steckt, indem er die Verhexung
(envofttement) mit allerlei wissenschaftlichen Erscheinungen,
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