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Dankmar: Johannes Paust, der Schwarzkünstler. 155
(V. Moses XVIII, 15). Und dieses Prinzip finden wir in
allen Religionen befolgt. Während der JNeuplatoniker Celsus
die neuerstandene Secte der Christen der schrecklichsten
Uebelthaten bezichtigt, wie Zauberei, Thieranbetung, Kindermord
, widernatürliche Unzucht, u, s. w., stellen die Kirchenväter
die Behauptung auf, dass die angeblichen Götter der
Heiden nur Dämonen seien *) — Ein hervorragender Geist
endlich, wie der Bischof von Hippo - Rhegius, Aurelius
Augustinus^ fasst diese Lehren zusammen in seiner: — „Civitas
Dei" [Stadt Gottes], dem Reiche der guten Menschen und
Engel, welchem er die — „Civitas Diaboli*', das Dämonenreich
gegenüberstellt und erklärt: — indem die Menschen
in den Dämonen ein übermenschliches Vermögen wahrnahmen,
haben sie dieselben für Götter gehalten und ihnen einen
Cultus dargebracht. Dieser Cultus ist das Heidenthum.**)
Diese Dämonen, welche einen Luftkörper (corpus aerium)
besitzen, werden in ihren verderblichen Thätigkeiten geschildert
: — ihr Zweck ist, Gottes Reich zu zerstören. Zu
diesem Zwecke verführen sie den Menschen, indem sie ihm
scheinbar nützen; wie schon Firmianus Lactantius (f 330),
mit dem Beinamen: Cicero Christianus, sagt: — „Diese
Dämonen sind die Urheber aller Wunder und Orakel, der
Magie, Necromantik, Haruspicien, der Auguralkunst und
Astrologie."***) — Und auch der Kirchenvater Augustinus
warnt vor allem Zauberwerk, dessen Wirklichkeit er anerkennt
, weil alles Zauberwerk nur mit Hilfe der Dämonen
ausgeübt werden könne.
Gleich wie die Kirchenväter die heidnischen Mysterien
und Orakel zauberisch-dämonisch finden , sieht der Heide,
von seinem Standpunkt aus, die Wunder Christi und der
Apostel als Zauber an: Simon Magus wirkt durch den
Teufel, Simon Petrus durch Gott; den Engländern ist
Jeanne tfArc eine Hexe, den Franzosen eine heilige Wunder-
thäterin. Deshalb hat Professor Soldan auch ein Recht zu
sagen: f) — „Die Zauberei ist das illegitime Wunder, das
Wunder die legitime Zauberei; die Legitimität ist relativ.
Ob eine übernatürliche Handlung zauberisch oder wunderbar
sei, darüber entscheiden die herrschenden Religionsvorstellungen
: — was diesen genehm ist, fällt dem Wunderbaren
, was ihnen widerstrebt, dem Zauberischen- zu." —
*) Siehe Professor Soldan'a: — „Geschichte der Hexenprozesse".
VI, 85 ff.
**) Siehe A. Dornen — „Augustinus, sein theologisches System
und seine religionsphilosophische Anschauung." S. 97 und 299 ff.
***) Siehe Soldan's: — „Geschichte der Hexenprozesse." VI, 93.
f) A. a. 0. I, S. L und 10.
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