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158 Psychische Studien. XXIII. Jahrg. 4. Heft. (April 1896.)
Weisen] gesucht: — von Albertus Magnus und Arnold
von Villanova an bis auf Friedrich den Grossen, der mit seinem
Kammerdiener Fredersdorf Alchymie trieb. Sie hiess auch
Hermetik nach den Schriften des sagenhaften Alchymisten
Hermes Trismegistus. Besonders beschäftigte sich mit dieser
Kunst die Brüderschaft der Rosenkreuzer (1378 von
Ohr. Rosenkreuz gestiftet, später reorganisirt). In ihren
Reihen kommen die Namen der bedeutendsten Alchymisten
vor, von Theophrastus Paracelsus an bis auf Johann Kunkel
und CA. Kortufn; mit vollster Bestimmtheit kann man, um
nur drei Fälle anzuführen, behaupten, dass A. Seton (f 1604),
C. A. Richthausen (f 1660) und /. F. Helvetius (f 1680) wirklich
in dem Besitz einer goldmachenden Tinctur waren und
Verwandlung unedler in edle Metalle bewirkten. Für
J. F* Helvetius, den Leibarzt des Prinzen von Oranien, legte
sogar Spinoza selbst Zeugniss ab: — die Transmutationsexperimente
dieser drei Alchymisten sind aktenmässig festgestellt
und vollständig einwandfrei. In neuerer Zeit werden
alchymistische Experimente von geradezu überwältigender
Bedeutung von Dr. med. Jqmes Price} Mitglied der „Königlichen
Gesellschaft der Wissenschaften in London", berichtet,
für welche 21 ehrenwerthe, sachverständige Zeugen eintraten;
seine 1781 angestellten Goldverwandlungen sind ebenso
einwandfrei, als verblüffend. — Man findet erschöpfendes
Material über Alchymie in Schmiedels — „Geschichte der
Alchymie'', L. B. Heilenbachs: — „Vourtheile der Menschheit"
IIT. 10, 304 ff. und vor Allem in Carl Kieservetter'% fundamentalem
Werk: — „Die Geheimwissenschaften" I, 1—240.
— Es sei hier noch eine Stelle aus A. Schopenhauers: —
„Parerga und Paralipomena" II, 6, § 74 angeführt: —
„Uebrigens muthmasse ich, dass alle Metalle die Verbindung
zweier uns noch unbekannter, absoluter TTrstoffe sind und
blos durch das verhältnissmässige Quantum beider sich
unterscheiden, worauf auch ihr electrischer Gegensatz
beruht. . . Wenn man die Metalle in jene Bestandtheile zu
zersetzen vermöchte, so würde man wahrscheinlich sie auch
machen können." — Uebrigens sagt Simon Magus hier: —
„aurum plurimum ostendam" [ich kann Gold sehen lassen,
zeigen, aber nicht machen]. Vielleicht ist also hier weniger
an die Transmutation unedler in edle Metalle zu denken,
als an das sogenannte „verblendete Geld", das sich später
in Hornstücke oder Laub und Koth verwandelt und im
ganzen Mittelalter bei Zauberern und Hexenprozessen eine
grosse Rolle spielt. Auch in Rübezahls Volksmärchen. —
„Kurz, was ist nöthig, dass ich viel sage; Alles,
was ich will, das kann ich." —Man kann wohl sagen,
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